Siedlungs- und Verkehrsflächen dehnen sich weiter aus
Keine Ende des Flächenverbrauchs in Sicht

Die für Siedlungen und Verkehr benötigte Fläche – landläufig als Flächenverbrauch be­zeichnet – nimmt an Umfang weiter zu. Allerdings hat sich das Wachstumstempo mit 5,4 Hektar pro Tag in den letzten vier Jahren gegenüber dem vorangegangenen Zeitraum (2000/2004 5,8 ha pro Tag) leicht verringert. Rund die Hälfte (2,6 Hektar pro Tag) der Siedlungs- und Verkehrsflächen entfiel auf Gebäude- und Freiflä­chen, wobei für die Errichtung von Wohnhäusern mit 2,1 Hektar pro Tag der meiste Platz beansprucht wurden. Der Umfang vorwiegend unversiegelter Erholungsflächen im Sied­lungsbereich – wie Gärten, Parks, Sportflächen und Friedhöfe – nahm täglich um 1,6 Hek­tar zu. In den Jahren 2000/2004 lag dieser Wert noch bei 0,9 ha pro Tag. In Verkehrsflächen wurden pro Tag durchschnittlich 1,2 Hektar umgewandelt. Der Großteil davon geht auf die Anbindung von Neubaugebieten an bereits vorhandene Stra­ßen und Wege zurück.

Die in der Erweiterung von Wohngebieten begründete Flächennutzung ist landesweit zu beobachten. In 70 Prozent der Gemeinden nahm zwischen 2000 und 2008 die mit Einzelhäusern und Doppelhaushälften bebaute Fläche um mindes­tens einen Hektar zu. Dabei ist durchaus Potenzial zur Reduzierung des Flächenverbrauchs gegeben: Etwa 60 Prozent der Kommunen verfügen über ausgewiesene Bauplätze, die zusam­men jeweils einen Hektar und mehr ausmachen. Im Rahmen der Schließung von Baulücken (2008: 8.200 Hektar) könnten rechnerisch und unter Vernachlässigung des Eigentumsaspektes über 120.000 Einfamilienhäuser errichtet werden, ohne dass Neubaugebiete erschlossen werden müssten.

Zum Ende des Jahres 2008 erreichte die Siedlungs- und Verkehrsfläche mit 2.819 Quadratkilometer einen neuen Höchststand. Damit wird heute ein Siebtel der Landesfläche (14,2 Prozent) für Siedlungszwecke und für die Verkehrsinfrastruktur beansprucht. Damit liegt der rheinland-pfälzische Anteil der Siedlungs- und Verkehrsflächen über dem Durchschnitt der deutschen Flächenstaaten (2007: 12,8 Prozent).

Die meisten Siedlungsflächen wurden früher landwirtschaftlich genutzt. So gingen der Landwirtschaft in den zurückliegenden 20 Jahren 515 Quadratkilometer verloren. Davon entfielen 305 Quadratkilometer auf Siedlungsflächen; 86 Quadratkilometer gingen auf das Konto der Verkehrsflächen. Der Landwirtschaft stand im Jahre 2008 mit 8 329 Quadratkilometern noch ein nutzbares Areal von 42 Prozent der Landesfläche zur Verfügung. Fast gleichauf liegt die Forstwirtschaft. Wälder erstrecken sich auf 8.321 Quadratkilometer und bedecken damit 41,9 Prozent des Landes. Die Forstwirtschaft profitiert seit längerem von der Aufforstung ehemals landwirtschaftlich genutzter Böden. Die Waldflächen haben gegenüber 1998 um 354 Quadratkilometer zugenommen. Hält diese „Flächenumwandlung“ in gleichem Maße an, könnte Rheinland-Pfalz noch vor dem Ende dieses Jahrzehnts das erste Flächenland in Deutschland mit mehr Wald- als Landwirtschaftsfläche sein.

Die Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen Nutzung wertet in vierjährlichem Turnus Daten des Automatisierten Liegenschaftsbuches (ALB) der Vermessungs- und Katasterverwaltung nach einem detaillierten Nutzungsartenkatalog aus. Auf den Stand 31.12.2008 aktualisierte Ergebnisse liegen für alle rheinland-pfälzischen Verwaltungsbezirke vor. Umrechnung: 1 km² entspricht 100 ha, 1 ha umfasst 10 000 m². Für ein Einfamilienhausgrundstück (Einzelhaus) werden 650 m² als Landesdurchschnitt zu Grunde gelegt.

Autor: Gerd Kramer (Sachgebiet Auswertungen Landwirtschaft und Umwelt)

(096/09) 15.07.2009