| Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen

Bruttoinlandsprodukt steigt im ersten Halbjahr um 2,5 Prozent

Nachdem die rheinland-pfälzische Wirtschaft im vergangenen Jahr infolge der Corona-Pandemie so stark schrumpfte wie noch nie zuvor, befindet sie sich 2021 wieder auf Erholungskurs. Das Bruttoinlandsprodukt stieg nach Angaben des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz im ersten Halbjahr 2021 gegenüber den ersten sechs Monaten des Vorjahres preisbereinigt um 2,5 Prozent und lag damit unter dem Durchschnitt der alten Länder ohne Berlin (plus 3,1 Prozent; Deutschland: plus 2,9 Prozent). Allerdings war der Einbruch der Wirtschaftsleistung in Rheinland-Pfalz im Corona-Jahr 2020 auch weniger stark ausgefallen als im Bundesdurchschnitt.

In jeweiligen Preisen lag die Zuwachsrate im ersten Halbjahr bei 3,9 Prozent (Deutschland: plus 4,4 Prozent; alte Länder ohne Berlin: plus 4,6 Prozent). Diese Angaben basieren auf einer ersten, vorläufigen Berechnung des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“.

 Verarbeitendes Gewerbe wieder Wachstumsmotor

Maßgeblichen Anteil an der Erholung hatte die rheinland-pfälzische Industrie, die im Vergleich zu Deutschland überdurchschnittlich zur gesamten Wertschöpfung beiträgt und im Vorjahr stark von Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie betroffen war. Der Umsatz der Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe mit 50 und mehr Beschäftigten nahm gegenüber den ersten sechs Monaten 2020 um 14 Prozent zu (Deutschland: plus 15 Prozent). Die Auslandsumsätze stiegen mit 16 Prozent etwas stärker als die Inlandsumsätze mit zwölf Prozent (Deutschland: plus 19 Prozent bzw. plus elf Prozent).

Die Chemische Industrie generiert in Rheinland-Pfalz etwa ein Drittel der gesamten Industrieumsätze. Sie verzeichnete im ersten Halbjahr 2021 ein Plus von 13 Prozent (Deutschland: plus 16 Prozent). Den größten Zuwachs mit 37 Prozent erzielte die Kfz-Industrie, die im ersten Halbjahr 2020 von allen Industriebranchen den stärksten Umsatzrückgang hinnehmen musste. Deutschlandweit belief sich der Anstieg in den ersten sechs Monaten 2021 auf 31 Prozent. Auch der Maschinenbau in Rheinland-Pfalz steigerte seine Erlöse kräftig (plus 24 Prozent; Deutschland: plus acht Prozent). Sinkende Umsätze verzeichneten in Rheinland-Pfalz dagegen unter anderem die Nahrungs- und Futtermittelindustrie, die pharmazeutische Industrie sowie die Getränkeindustrie.

Innerhalb des Baugewerbes hat sich vor allem das Ausbaugewerbe im ersten Halbjahr erneut günstig entwickelt. Die Erlöse nahmen in Rheinland-Pfalz gegenüber dem ersten Halbjahr 2020 um 8,8 Prozent zu (Deutschland: plus 7,1 Prozent). Im Bauhauptgewerbe stiegen die Umsätze in Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten um 1,3 Prozent (Deutschland: minus 3,1 Prozent). Wachstumsimpulse kamen aus dem Hochbau (plus 7,7 Prozent) und dort aus dem gewerblichen und industriellen Hochbau. Im Tiefbau gingen die Umsätze in den ersten sechs Monaten dagegen um 5,4 Prozent zurück. Das Baugewerbe trägt rund sieben Prozent zur rheinland-pfälzischen Wertschöpfung bei.

Positive Wachstumsbeiträge auch aus dem Dienstleistungssektor

Auch der Dienstleistungssektor , der knapp zwei Drittel der gesamten Bruttowertschöpfung erwirtschaftet, verzeichnete im ersten Halbjahr 2021 ein Wachstum. Dazu trug unter anderem der Kfz-Handel bei, dessen Umsätze preisbereinigt um zehn Prozent stiegen (Deutschland: plus 13 Prozent). Im Groß- und Einzelhandel stagnierten die Umsätze dagegen nahezu (plus 0,3 bzw. minus 0,2 Prozent; Deutschland: plus 3,4 bzw. plus 1,8 Prozent). Einen erheblichen Umsatzrückgang musste erneut das Gastgewerbe hinnehmen (minus 42 Prozent; Deutschland: minus 38 Prozent).

Die Ergebnisse basieren auf der Halbjahresrechnung des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, die sich auf Basisstatistiken des Berichtszeitraumes Januar bis Juni stützt. Für einzelne Dienstleistungsbranchen liegen für die Halbjahresrechnung noch keine länderspezifischen Ergebnisse vor. In diesen Wirtschaftsbereichen werden einheitlich für alle Länder die Entwicklungen in den nationalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) unterstellt. Mit den Veränderungsraten zum Bruttoinlandsprodukt im ersten Halbjahr 2021 gibt der Arbeitskreis turnusgemäß seine erste Einschätzung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in den Ländern bekannt.
Weitere Informationen finden Sie unter www.vgrdl.de.

Autorin: Dr. Annette Tennstedt (Referat VGR, ETR, Arbeitsmarkt)

Balkendiagramm: Preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt im 1. Halbjahr 2021 nach LändernBalkendiagramm: Umsätze ausgewählter Wirtschaftszweige des verarbeitenden Gewerbes im 1. Halbjahr 2021 in Rheinland-Pfalz und in DeutschlandBalkendiagramm: Inlands- und Auslandsumsätze ausgewählter Wirtschaftszweige des verarbeitenden Gewerbes im 1. Halbjahr 2021

 Bruttoinlandsprodukt im 1. Halbjahr 2021 nach Ländern
Land Bruttoinlandsprodukt1)
in jeweiligen Preisenpreisbereinigt
Veränderung gegenüber dem 1. Halbjahr 2020 in %
Baden-Württemberg6,65,5
Bayern5,03,7
Berlin2,82,1
Brandenburg2,91,2
Bremen2,71,2
Hamburg2,5- 0,4
Hessen4,12,8
Mecklenburg-Vorpommern3,01,3
Niedersachsen5,23,9
Nordrhein-Westfalen3,71,8
Rheinland-Pfalz3,92,5
Saarland3,82,3
Sachsen5,64,3
Sachsen-Anhalt1,7- 0,1
Schleswig-Holstein2,30,6
Thüringen4,02,7
Deutschland4,42,9
Nachrichtlich:  
alte Bundesländer (ohne Berlin)4,63,1
neue Bundesländer (ohne Berlin)3,82,3
1) Das Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen umfasst den Wert aller in einem abgegrenzten Wirtschaftsgebiet produzierten Waren und Dienstleistungen abzüglich der bei der Produktion verbrauchten Güter. Es ist Ausdruck der in einer bestimmten Region erbrachten wirtschaftlichen Leistung in einer Periode.

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