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Schulabschluss in der Coronakrise: geringere Absolventenzahl, mehr freiwillige Klassenwiederholungen

Trotz erschwerter Lehr- und Lernbedingungen durch coronabedingte Schulschließungen und den kurzfristigen Ausbau digitaler Unterrichtsangebote erwarben zum Ende des Schuljahres 2019/20 rund 34.900 Schülerinnen und Schüler einen allgemeinbildenden Abschluss. Dennoch war dies, wie das Statistische Landesamt in Bad Ems mitteilt, an allgemeinbildenden Schulen die niedrigste Absolventenzahl der vergangenen zehn Jahre.

Gegenüber dem Vorjahr sank insbesondere die Zahl der Absolventinnen und Absolventen mit Berufsreife (minus elf Prozent), aber auch die derjenigen mit Hochschulreife (minus 4,4 Prozent) oder mit einem mittleren Abschluss (minus 2,6 Prozent). Noch deutlicher nahm die Zahl der Abgängerinnen und Abgänger ohne Berufsreife ab. Ihre Zahl verringerte sich gegenüber 2019 um 17 Prozent.

Der Rückgang der Absolventenzahl mit Berufsreife begründet sich einerseits durch den demografischen Wandel und andererseits durch die rund 560 Schülerinnen und Schülern, die 2020/21 die 9. Klassenstufe freiwillig wiederholen. Die Quote der freiwillig Zurückgetretenen verdoppelte sich in dieser Klassenstufe gegenüber dem Vorjahr (2019/20: 0,7 Prozent, 2020/21: 1,5 Prozent). Da in der 9. Klassenstufe an vielen Schularten die Berufsreife erworben werden kann, ist die vergleichsweise hohe Quote an freiwilligen Wiederholerinnen und Wiederholern möglicherweise auf die erschwerte Lernsituation im Kontext der Coronamaßnahmen zurückzuführen.

Deutlicher Rückgang der Nichtversetzen

Im Gegensatz zur steigenden Zahl der freiwillig Zurückgetretenen ist die Zahl der Nichtversetzungen gegenüber dem Vorjahr deutlich gesunken. Während 2019/20 noch rund 4.800 Schülerinnen und Schüler eine Klassenstufe wegen Nichtversetzung wiederholten, waren es 2020/21 nur noch 1.800. Das ist ein Rückgang von 61 Prozent. Dadurch reduzierte sich die Quote der nichtversetzten Wiederholerinnen und Wiederholer von 1,2 auf 0,4 Prozent.

Da sowohl die Zahl der Abgängerinnen und Abgänger ohne Berufsreife als auch die der nichtversetzten Wiederholerinnen und Wiederholer sanken, ist zu vermuten, dass vielen versetzungs- oder abgangsgefährdeten Schülerinnen und Schülern aufgrund der coronabedingt erschwerten Lernsituation ein Übertritt in die nächsthöhere Klassenstufe bzw. der Abschluss ermöglicht oder eine freiwillige Wiederholung der Abschlussklassenstufe empfohlen wurde.

Deutlich weniger Einfluss scheint die Coronakrise auf die Abiturientinnen und Abiturienten gehabt zu haben. Zwar verzeichnete die Zahl der Absolventinnen und Absolventen mit Hochschulreife einen vergleichsweise moderaten Rückgang, doch das Niveau der Abiturnoten entsprach weitestgehend dem des Vorjahres. Sowohl 2020 als auch 2019 schlossen die Abiturientinnen und Abiturienten die Schullaufbahn im Durchschnitt mit der Note 2,45 ab. Allein die seltenere Vergabe der Note 1,0 ist auffällig. Die Bestnote wurde im Jahr 2020 an 206 Absolventinnen und Absolventen vergeben. Im Schuljahr davor waren es noch 266.

Schülerzahl an allgemeinbildenden Schulen nimmt zu

Im Schuljahr 2020/21 wurde erstmals innerhalb der zurückliegenden zehn Jahre ein Anstieg der Schülerzahl verzeichnet. Insgesamt nahm die Schülerzahl gegenüber dem Vorjahr um 2.200 zu. Damit besuchten 409.300 Schülerinnen und Schüler eine allgemeinbildende Schule in Rheinland-Pfalz. Der Zuwachs ist auf die hohe Zahl der Einschulungen zurückzuführen. So stieg die Schülerzahl im Wesentlichen an Grundschulen (plus 2.400) und Förderschulen (plus 410). Demgegenüber verzeichneten die Realschulen plus erneut einen Rückgang (minus 450).

Die Daten werden jährlich zum Schuljahresbeginn bei den rheinland-pfälzischen Schulen erfragt.

Autor: Dr. Marco Schröder (Referat Bildung)

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