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Netto rund 55.000 Zuwanderer aus dem Ausland im Jahr 2015

Im Jahr 2015 wanderten in Rheinland-Pfalz schätzungsweise rund 92.000 Ausländerinnen und Ausländer über die Bundesgrenze zu. Dies sind 23 Zuwanderer je 1.000 der zur Jahresmitte ansässigen Bevölkerung. Rund 37.000 ausländische Personen, das sind neun je 1.000 der Bevölkerung, zogen ins Ausland fort. Wie das Statistische Landesamt in Bad Ems mitteilt, ließen sich damit im Saldo rund 55.000 ausländische Personen mehr in den rheinland-pfälzischen Gemeinden nieder, als im Laufe des Jahres in das Ausland abwanderten (14 je 1.000 der Bevölkerung). Gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl der Zuzüge von Ausländerinnen und Ausländern über die Bundesgrenzen um 55 Prozent. Die Zahl der Fortzüge nahm dagegen um lediglich 19 Prozent zu, sodass sich der Wanderungsüberschuss gegenüber dem Ausland um 94 Prozent erhöhte.

Mit einer Nettozuwanderungsrate von 14 ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern je 1.000 der Bevölkerung liegt Rheinland Pfalz im Mittelfeld der Bundesländer. Eine überdurchschnittliche Nettozuwanderung ergibt sich für Bremen (20), Nordrhein-Westfalen und Hessen (jeweils 16). Am geringsten ist die Rate für Brandenburg und Hamburg sowie für den Freistaat Sachsen mit jeweils 10 je 1.000 der Bevölkerung.

Diese Zahlen ergeben sich auf der Grundlage einer Sonderauswertung, die von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder durchgeführt wurde, um angesichts der Diskussionen um die hohe Zuwanderung von Schutzsuchenden möglichst aktuelle Zahlen zum Wanderungsgeschehen im vergangenen Jahr vorlegen zu können. Die Schnellschätzung basiert auf Datenlieferungen der Meldebehörden über das Zu- und Fortzugsgeschehen für die Monate Januar bis August 2015, die von den statistischen Landesämtern bereits abschließend aufbereitet worden sind. Für die Folgemonate wurden aus den Datenlieferungen der Meldeämter vorläufige Ergebnisse geschätzt.

Die Nettozuwanderung in Rheinland-Pfalz lag auf Grundlage dieser Sonderauswertung in sämtlichen Monaten des vergangenen Jahres deutlich über den jeweiligen Vorjahreswerten. Insbesondere zwischen Mai und September 2015 stieg der Überschuss in der Wanderungsbilanz mit dem Ausland – aufgrund des beständig wachsenden Zustromes von Schutzsuchenden – rapide von 2.400 auf mehr als 7.200 Personen pro Monat an. Auch in den Monaten Oktober bis Dezember überstieg die Zahl der über die Bundesgrenzen nach Rheinland-Pfalz zuwandernden Ausländerinnen und Ausländer die Zahl der Fortziehenden um schätzungsweise mehr als 6.000 pro Monat.

Zusätzliche landesinterne Auswertungen Nach zusätzlichen landesinternen vorläufigen Auswertungen der Datenlieferungen der Meldebehörden wanderten im Saldo die weitaus meisten Ausländerinnen und Ausländer syrischer und afghanischer Staatsangehörigkeit zu. Die Zahl der hierzulande lebenden Syrer stieg netto um mehr als 19.400 Personen, die Zahl der Afghanen nahm um mehr als 5.400 zu. Im Jahr zuvor war die Nettozuwanderung von Syrern mit unter 4.000 und von Afghanen mit 550 deutlich geringer ausgefallen.

Die Nettozuwanderung aus dem Ausland nach Rheinland-Pfalz wird schon seit einigen Jahren durch verschiedene Sondereinflüsse geprägt. Hierzu zählen eine verstärkte Zuwanderung aus

  • den von Finanz-, Staatsschulden- und Wirtschaftskrisen besonders stark betroffenen Eurokrisenländern Italien, Spanien, Griechenland und Portugal,
  • den acht mittel- und osteuropäischen Staaten (MOE8-Länder) Polen, Ungarn, Litauen, Lettland, Estland, der Tschechischen Republik, der Slowakei und Slowenien, die 2004 Mitglied der Europäischen Union wurden und für die seit dem 1. Mai 2011 die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit in der Bundesrepublik gilt,
  • Rumänien und Bulgarien, die 2007 der Europäischen Union beitraten und deren Bürgerinnen und Bürger ab dem 1. Januar 2014 die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit erlangten,
  • Bürgerkriegs- und sonstigen Krisengebieten, beispielsweise Syrien, Eritrea, Afghanistan, Somalia und Irak.

Aus den EU-Beitritts- und den Eurokrisenländern kamen 2015 etwa 25 Prozent der ausländischen Nettozuwanderer; im Jahr 2014 war es noch fast die Hälfte. Dagegen kam 2015 fast die Hälfte der Nettozuwanderer aus Kriegs- und Krisengebieten; im Jahr 2014 war es nur etwa 20 Prozent.

Bei der Schnellschätzung der Wanderungen zwischen Rheinland-Pfalz und dem Ausland handelt es sich um eine Vorausschätzung von Eckwerten der Wanderungsstatistik zur Außenwanderung von ausländischen Personen (Zuzüge aus dem Ausland und aus Unbekannt, Fortzüge ins Ausland und nach Unbekannt, Saldo) bis auf Länderebene. Grundlage sind die von den Meldebehörden monatlich gelieferten Daten über An- und Abmeldungen. Für die Monate Januar bis August 2015 wurden diese Datenlieferungen bereits abschließend aufbereitet. Für die Monate September bis Dezember 2015 liegen hingegen nur vorläufige Auszählungen der Rohdaten vor. Aus vergangenheitsbezogenen Angaben lässt sich ermitteln, in welchem Umfang die mithilfe der Auszählungen gebildeten Aggregate von den endgültigen geprüften Ergebnissen abweichen. Diese Differenz wurde in der Schnellschätzung auf Grundlage der monatlichen Daten Januar 2014 bis Juli 2015 modelliert. Auf der Grundlage des Schätzmodells wurden dann aufgrund der aus den Rohdaten gebildeten Aggregate die Eckzahlen für die Monate September bis Dezember 2015 errechnet.
Endgültige Jahresergebnisse aus der Statistik der räumlichen Bevölkerungsbewegung, der sogenannten Wanderungsstatistik, für das Jahr 2015 liegen voraussichtlich im Juli/August des Jahres vor.

Autor: Gerd Reh (Referat Bevölkerung, Gebiet, Zensus)

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