In der Zunahme der Teuerungsrate steckt allerdings ein statistischer „Basiseffekt“. Im Juni 2022 wurden im Rahmen des zweiten Entlastungspakets der Bundesregierung vorübergehend das „9-Euro-Ticket“ eingeführt und die Energiesteuer auf Kraftstoffe verringert („Tankrabatt“). Weil die niedrigeren Vorjahrespreise nun die Vergleichsbasis für die Berechnung der Inflationsrate bilden, fällt die Rate etwas höher aus als im Vormonat.
Veränderungen gegenüber Juni 2022
Preistreibend wirkten im Juni vor allem die Nahrungsmittelpreise. Nahrungsmittel verteuerten sich binnen Jahresfrist um 12,9 Prozent. Besonders kräftig fielen die Preissteigerungen bei Molkereiprodukten und Eiern aus (plus 23,5 Prozent). Auch für „Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren“ (plus 21,3 Prozent) sowie „Fisch, Fischwaren und Meeresfrüchte“ (plus 18,9 Prozent) mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher tiefer in die Tasche greifen. Lediglich Speisefette und -öle wurden günstiger angeboten (minus 14,4 Prozent), da die Preise für Butter sowie „Sonnenblumenöl, Rapsöl oder Ähnliches“ gegenüber dem Vorjahresmonat sanken (minus 28,1 bzw. minus 15,5 Prozent).
Der Anstieg der Energiepreise verlangsamte sich in den vergangenen Monaten deutlich: Die Energiepreise lagen im Juni um 4,7 Prozent über dem Niveau im Juni 2022. Allerdings ist die Entwicklung innerhalb dieser Gruppe sehr heterogen: Kraftstoffe waren deutlich günstiger als im Vorjahresmonat (minus 10,9 Prozent). Haushaltsenergie wurde hingegen wesentlich teurer: Die Preise stiegen binnen Jahresfrist um 18,5 Prozent. Die stärksten Preissteigerungen gab es bei Gas (plus 44,1 Prozent; einschließlich Betriebskosten). Auch die Preise für Strom (plus 14,7 Prozent), feste Brennstoffe (plus 12,2 Prozent) sowie Fernwärme (plus zehn Prozent) zogen spürbar an. Heizöl (einschließlich Betriebskosten) wurde hingegen günstiger angeboten als ein Jahr zuvor (minus 13,9 Prozent). Haushaltsenergie wird häufig über längerfristige Lieferverträge mit fest vereinbarten Preisen bezogen. Die aktuell bei einigen Energieträgern zu beobachtenden Preisrückgänge schlagen sich daher erst sukzessive mit dem Auslaufen von Preisbindungen in bestehenden Verträgen im Verbraucherpreisindex nieder.
Die Teuerungsrate ohne Nahrungsmittel und Energie, die oft auch als Kerninflationsrate bezeichnet wird, nahm im Juni ebenfalls zu. Sie belief sich auf plus 5,7 Prozent nach plus 5,3 Prozent im Mai und lag damit auf dem Niveau von April.
In allen zwölf Abteilungen waren die Preise im Juni 2023 höher als im Vorjahresmonat. Die stärkste Steigerung gab es bei Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken (plus 12,6 Prozent). Dahinter folgten die Abteilungen „Alkoholische Getränke und Tabakwaren“ (plus 8,3 Prozent) sowie „Gaststätten- und Beherbergungsdienstleistungen“ (plus acht Prozent). Die niedrigsten Preiszuwächse verzeichnete der Bereich „Post und Telekommunikation“ (plus 0,3 Prozent).
Veränderungen gegenüber Mai 2023
Im Vergleich zum Vormonat nahm der Verbraucherpreisindex im Juni 2023 leicht um 0,2 Prozent zu. Dazu trug insbesondere der Preisanstieg im Bereich „Freizeit, Unterhaltung und Kultur“ bei (plus 1,2 Prozent). Dahinter folgte die Abteilung „Andere Waren und Dienstleistungen“, zu der unter anderem Friseur- und Versicherungsdienstleistungen gehören, mit einem Plus von 0,9 Prozent. In vier Abteilungen sanken die Preise dagegen. Den stärksten Rückgang verzeichnete der Bereich „Bekleidung und Schuhe“ (minus 1,2 Prozent). Auch Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke waren etwas günstiger als im Mai 2023 (minus 0,2 Prozent).
Die Veränderung des Verbraucherpreisindexes (VPI) misst die durchschnittliche Preisveränderung der Waren und Dienstleistungen, die von privaten Haushalten für Konsumzwecke gekauft werden. Rund um die Monatsmitte erheben in elf rheinland-pfälzischen Berichtsgemeinden 23 Preisermittelnde im Auftrag des Statistischen Landesamtes in mehr als 2.000 Berichtsstellen (z. B. Kaufhäuser) rund 20.000 Einzelpreise. Dabei werden die Preise von 700 genau beschriebenen Waren und Dienstleistungen erfasst. Die Preisveränderungen werden gemäß der Verbrauchsbedeutung, die den Waren und Dienstleistungen bei den Ausgaben der privaten Haushalte (sogenannte Wägungsschema) zukommt, im Preisindex berücksichtigt. Die Veränderung des VPI gegenüber dem Vorjahresmonat beziehungsweise dem Vorjahr wird umgangssprachlich auch als Inflationsrate bezeichnet.
Neben dem VPI dienen Kerninflationsraten als ergänzende Kennzahlen zur Beurteilung der Geldwertentwicklung. Sie geben an, wie sich die Verbraucherpreise entwickeln, wenn bestimmte Güter des Warenkorbs nicht mit eingerechnet werden. Das sind zumeist Güter mit erfahrungsgemäß stark schwankenden Preisen. In dieser Pressemitteilung wird die Veränderung des Gesamtindexes ohne Nahrungsmittel und Energie als Kerninflationsrate bezeichnet.
Die Pressemitteilung zum Berichtsmonat Juni 2023 enthält vorläufige Ergebnisse. Sofern bis zum 5. Juli 2023 keine Korrektur erscheint, sind die veröffentlichten Ergebnisse als endgültig anzusehen.
Autorin: Dr. Annette Tennstedt (Referat VGR, ETR, Arbeitsmarkt)
Preisindizes - für Gütergruppen - für die Lebenshaltung insgesamt | Wägungs-anteil am Gesamt-index* in % | Indexstand | Veränderung gegenüber | |
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Juni 2023 | Juni 2022 | Mai 2023 | ||
Basis 2020=100 | % | |||
Waren- und Dienstleistungsgruppen | ||||
Wohnung, Wasser, Strom, Gas u. a. Brennstoffe | 25,9 | 113,4 | 5,4 | -0,1 |
Verkehr1 | 13,8 | 122,5 | 3,4 | 0,5 |
Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke | 11,9 | 129,5 | 12,6 | -0,2 |
Freizeit, Unterhaltung und Kultur | 10,4 | 114,0 | 5,8 | 1,2 |
Andere Waren und Dienstleistungen | 9,9 | 113,3 | 7,0 | 0,9 |
Möbel, Leuchten, Geräte u. a. Haushaltszubehör | 6,8 | 117,6 | 7,6 | 0,2 |
Gesundheit | 5,5 | 105,6 | 3,7 | 0,1 |
Gaststätten- und Beherbergungsdienstleistungen | 4,7 | 118,4 | 8,0 | 0,3 |
Bekleidung und Schuhe | 4,2 | 109,4 | 6,6 | -1,2 |
Alkoholische Getränke und Tabakwaren | 3,5 | 117,7 | 8,3 | 0,2 |
Post und Telekommunikation | 2,3 | 99,8 | 0,3 | -0,1 |
Bildungswesen | 0,9 | 106,8 | 4,5 | 0,0 |
Gesamtlebenshaltung | ||||
Verbraucherpreisindex | 100,0 | 116,3 | 6,4 | 0,2 |
Kerninflationsrate | ||||
Gesamtindex ohne Nahrungsmittel und Energie | 82,1 | 111,7 | 5,7 | 0,3 |
* Die Preisveränderungen werden gemäß der Verbrauchsbedeutung, die den Waren und Dienstleistungen bei den Ausgaben der privaten Haushalte (sog. Wägungsschema) zukommt, im Verbraucherpreisindex berücksichtigt. Der Wägungsanteil gibt beispielsweise an, welchen Anteil die Ausgaben für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke an den gesamten Verbrauchsausgaben der privaten Haushalte haben. | ||||
1 Die Abteilung Verkehr enthält Kraftstoffe und andere Waren sowie Dienstleistungen für Fahrzeuge, den Kauf von Fahrzeugen sowie die Beförderung von Personen und Gütern im Schienen-, Straßen-, Luft- und Schiffsverkehr. |
Güterart | Veränderung in Prozent gegenüber | ||
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Mai 2023 | Juni 2022 | Jahr 2020 | |
Energie insgesamt | 0,3 | 4,7 | 47,5 |
Haushaltsenergie insgesamt | -0,1 | 18,5 | 50,4 |
Heizöl, einschl. Betriebskosten | -1,1 | -13,9 | 66,6 |
Strom | -0,6 | 14,7 | 31,4 |
Gas, einschl. Betriebskosten | 0,7 | 44,1 | 91,2 |
Feste Brennstoffe | 6,8 | 12,2 | 62,3 |
Fernwärme u. A. | 0,0 | 10,0 | 31,6 |
Kraftstoffe insgesamt | 0,9 | -10,9 | 43,4 |
Superbenzin | 0,7 | -7,3 | 43,5 |
Dieselkraftstoff | 1,5 | -21,8 | 41,5 |
Güterart | Veränderung in Prozent gegenüber | ||
---|---|---|---|
Mai 2023 | Juni 2022 | Jahr 2020 | |
Kartoffeln | 25,9 | 14,6 | 54,5 |
Butter | 0,2 | -28,1 | 10,2 |
Margarine oder Pflanzenfett | -3,9 | 16,8 | 59,2 |
Roggenbrot oder Mischbrot | 1,9 | 10,8 | 29,3 |
Weizenmehl | 0,1 | 27,2 | 67,4 |
Reis | 0,4 | 16,0 | 37,1 |
Pils, Lager, Schwarzbier o. a. untergäriges Bier | -1,5 | 12,2 | 19,9 |
Frisches Brötchen | 1,0 | 10,6 | 29,9 |
Salami, Zervelatwurst oder andere Dauerwurst | 1,5 | 9,0 | 24,4 |
Rinderroulade oder Rinderlende | 1,7 | -1,5 | 27,4 |
Weißwein | 0,4 | 7,8 | 20,4 |
Mineralwasser mit Kohlensäure | 0,1 | 10,0 | 24,6 |
Joghurt | -0,8 | 28,1 | 38,4 |
Hartkäse | -1,2 | 15,4 | 40,4 |
Bohnenkaffee | 0,6 | 0,7 | 20,9 |
Pizza, Quiches oder Ähnliches | 3,5 | 15,8 | 32,9 |
Bananen | -3,6 | -1,4 | 7,0 |
Eier | -0,9 | 4,7 | 36,6 |
Schokoladentafel | -1,0 | 11,6 | 23,7 |
Schweinebraten | 3,8 | 5,7 | 21,7 |
Nudeln | -2,1 | 5,1 | 33,1 |
Apfelsaft oder ähnlicher Fruchtsaft | -0,5 | 18,9 | 27,6 |
Vollmilch | -6,1 | 17,7 | 38,2 |
Tomaten | -35,2 | -7,0 | -14,5 |
Äpfel | 5,3 | -4,7 | 0,9 |
Weintrauben | 2,9 | -1,8 | 6,3 |