| Demografischer Wandel

Neue Bevölkerungsvorausberechnung

Welche Auswirkungen die höhere Zuwanderung auf die künftige Entwicklung der Bevölkerungszahl und der Altersstruktur in Rheinland-Pfalz, in den kreisfreien Städten und den Landkreisen haben könnte, zeigen die Ergebnisse der vierten regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung, die der Präsident des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz, Jörg Berres, am Mittwoch in Mainz vorstellte.

Danach wird die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner des Landes bis 2035 um 153.000 auf 3,84 Millionen zurückgehen (–3,8 Prozent). Nach den Ergebnissen dieser mittleren Variante der Vorausberechnung würde wieder der Bevölkerungsstand des Jahres 1991 erreicht. Zahlenmäßig entspricht dieser Rückgang der Größenordnung eines Landkreises wie Bad Kreuznach, bemerkte Berres. Bereits zwischen 2004 und 2013, dem Ausgangsjahr für die neue Vorausberechnung, sank die Bevölkerung in Rheinland-Pfalz um 67.000 Personen (–1,6 Prozent). Die Vorausberechnung zeigt auch eine langfristige Entwicklung bis 2060 auf. In der mittleren Variante wird mit einem Rückgang um 627.000 Personen auf 3,37 Millionen gerechnet (–16 Prozent). Das entspricht in etwa der Bevölkerungszahl des Jahres 1959. Verschiebung der Altersstruktur Der demografische Wandel wird vor allem durch die Verschiebung der Altersstruktur in der Bevölkerung zu einer Herausforderung. Die höheren Wanderungsgewinne der zurückliegenden Jahre wirken zwar tendenziell verjüngend, können aber die seit Langem andauernde demografische Alterung kaum abbremsen, betonte Berres. So wird die Zahl der unter 20-Jährigen mittelfristig bis 2035 um 95.000 abnehmen (–13 Prozent). Die erwerbsfähige Bevölkerung (20- bis 65-Jährige) verringert sich um 409.000 Menschen (–17 Prozent). Darauf werden sich die Unternehmen und auch der öffentliche Dienst schon in den nächsten Jahren einstellen müssen. Dagegen nimmt die Zahl der 65-Jährigen und Älteren stark zu; bis 2035 steigt sie um 351.000 (+43 Prozent). Hier ist von besonderem Interesse die deutliche Zunahme der Zahl der Hochbetagten ab 80 Jahren (+126.000 bzw. +56 Prozent). Die Menschen in dieser Altersgruppe haben ein erhöhtes Pflegerisiko (2013: durchschnittlich 30 Prozent). Durchschnittsalter erhöht sich bis 2035 auf 50 Jahre Durch diese Entwicklungen erhöht sich das Durchschnittsalter der Bevölkerung von heute 46 Jahren mittelfristig auf 50 Jahre und langfristig bis 2060 sogar auf 52 Jahre. Mit der gesellschaftlichen Alterung wird auch die „Belastung“ der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter deutlich zunehmen. Auf 100 Personen im Alter zwischen 20 und 65 Jahren kommen derzeit 34, mittelfristig 58 und langfristig sogar 65 Personen, die 65 Jahre und älter sind. Damit steigt der sogenannte „Altenquotient“ bereits mittelfristig um 71 Prozent. Regionale Unterschiede Anknüpfend an die bisherige Bevölkerungsentwicklung in Rheinland-Pfalz wird der demografische Wandel auch in der Zukunft regional sehr unterschiedlich verlaufen, erläuterte Berres. Nach der mittleren Variante der Vorausberechnung wird die Bevölkerung in den kreisfreien Städten bis 2035 noch zunehmen (+0,4 Prozent), in den Landkreisen aber schon abnehmen (–5,3 Prozent). Deutlich wachsen werden noch die kreisfreien Städte Ludwigshafen (+5,1 Prozent), Trier (+3,7 Prozent) und Mainz (+2,8 Prozent) mit den jeweils angrenzenden Landkreisen Rhein-Pfalz-Kreis (+2,2 Prozent), Trier-Saarburg (+1,9 Prozent) bzw. Mainz-Bingen (+3 Prozent). Steigen wird die Bevölkerungszahl auch in den kreisfreien Städten Frankenthal und Landau (jeweils 1,1 Prozent) sowie Speyer (+1,2 Prozent) und Worms (+0,7 Prozent). In den kreisfreien Städten Pirmasens (–15 Prozent) und Zweibrücken (–9,7 Prozent), im umliegenden Landkreis Südwestpfalz (–13 Prozent) sowie in den Kreisen Birkenfeld (–15 Prozent) und Kusel (–14 Prozent) ist aufgrund der Entwicklungen im Stützzeitraum (2009 bis 2013) mit einem weiteren Rückgang der Einwohnerzahl zu rechnen. Langfristig bis 2060 sinkt die Bevölkerungszahl auch in allen kreisfreien Städten (–9,6 Prozent). In den Landkreisen dürfte der langfristige Rückgang etwa doppelt so hoch ausfallen (–18 Prozent). Demografische Alterung in den Landkreisen stärker Auch hinsichtlich der demografischen Alterung ist in den Landkreisen im Vergleich zu den kreisfreien Städten eine ungünstigere Entwicklung zu erwarten. In den Landkreisen wird sich der sogenannte Altenquotient bereits mittelfristig fast verdoppeln. Das heißt, auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter kommen dann nicht mehr 34, sondern 63 Menschen, die 65 Jahre und älter sind. In den kreisfreien Städten steigt dieser Belastungsindikator wesentlich schwächer (von 32 auf 46). Langfristig erhöht sich sein Wert in den Landkreisen von 34 auf 69 und in den kreisfreien Städten von 32 auf 54. Annahmen zur Wanderung wurden verändert Die Wanderungsannahmen der neuen Vorausberechnung wurden an die Gegebenheiten im neuen Stützzeitraum (2009 bis 2013) angepasst. In allen drei Varianten wird zunächst von einem hohen jährlichen Wanderungsüberschuss (ca. 24.400 Personen) ausgegangen, der bis 2021 in der mittleren Variante auf 6.000 Personen und in der oberen Variante auf 10.000 Personen abgesenkt wird. Für die untere Variante wurde die Annahme einer mittel- und langfristig ausgeglichenen Wanderungsbilanz beibehalten. Diese Variante dient weiterhin als Referenz, um die Auswirkungen der natürlichen Bevölkerungsbewegungen (Geburten und Sterbefälle) sowie der Variation der Wanderungsannahmen aufzeigen zu können. Die Annahmen zur Geburtenrate und zum Anstieg der Lebenserwartung blieben gegenüber der dritten regionalisierten Vorausberechnung in allen drei Varianten unverändert. Aus den Entwicklungen im Stützzeitraum ergab sich kein Anpassungsbedarf. Ergebnisse für Verbandsgemeindeebene im Herbst „Die Ergebnisse der neuen Vorausberechnung werden Grundlage für weitere Untersuchungen zu den Folgen des demografischen Wandels sein,“ kündigte Berres an. Neben der Bevölkerungsvorausberechnung auf der Ebene der verbandsfreien Gemeinden und Verbandsgemeinden, die das Statistische Landesamt im Herbst 2015 vorlegen wird, werden die Auswirkungen der künftigen Bevölkerungsentwicklung auf Kinderbetreuung und Schulen, Erwerbspersonenpotenzial, Pflegebedarf und Gesundheitseinrichtungen untersucht werden. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen wird das Statistische Landesamt im Laufe des Jahres 2016 in der Reihe „Statistische Analysen“ veröffentlichen. Downloads und interaktiver Atlas

Die Broschüre „<link _blank internal-link wird im gleichen browserfenster ge> Rheinland-Pfalz 2060 – Vierte regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung (Basisjahr 2013)“ kann zum Preis von 15 Euro einschließlich Versandkosten beim Statistischen Landesamt bestellt werden. Bestelladresse: Statistisches Landesamt, Vertrieb, Mainzer Straße 14-16, 56130 Bad Ems, Tel.: 02603 71-2450, Fax: 02603 71-194322, E-Mail: vertrieb@statistik.rlp.de. Die Publikation steht als PDF-Datei im Internet unter www.statistik.rlp.de im Bereich Staat und Gesellschaft unter „Demografischer Wandel“ bereit. Außerdem gibt es dort detaillierte Berechnungen für alle Kreise und kreisfreien Städte zum Herunterladen. Die Ergebnisse der Vorausberechnung können ferner in Form von <link _blank internal-link wird im gleichen browserfenster ge>Bevölkerungspyramiden über einen interaktiven Atlas angezeigt werden.

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