| Soziales

Armutsgefährdungsquote bei 15,4 Prozent

Im Jahr 2013 waren 15,4 Prozent der rheinland-pfälzischen Bevölkerung - also gut jeder siebte Einwohner - von Armut bedroht. Wie das Statistische Landesamt in Bad Ems auf Basis der Ergebnisse des Mikrozensus 2013 mitteilt, lag die Armutsgefährdungsquote für Rheinland-Pfalz damit höher als in den beiden vorangegangenen Jahren (2012: 14,6 Prozent; 2011: 15,1 Prozent). Im Bundesdurchschnitt ergibt sich eine Armutsgefährdungsquote von 15,5 Prozent. Die höchsten Werte wiesen – wie in den Vorjahren – Bremen und Mecklenburg-Vorpommern mit 24,6 bzw. 23,6 Prozent auf, die niedrigsten Werte waren in Bayern und Baden-Württemberg mit gut 11 Prozent zu verzeichnen. Lediglich vier Länder hatten niedrigere Armutsgefährdungsquoten als Rheinland-Pfalz.

Gemäß EU-Konvention ist die Armutsgefährdungsquote definiert als Anteil der Personen, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens (Median) der jeweiligen Bevölkerung beträgt. Das hier verwendete Konzept der relativen Einkommensarmut dient somit in erster Linie der Messung der Einkommensverteilung. Der 60-Prozent-Wert wird auch als Armutsgefährdungsschwelle bezeichnet. Unter Zugrundelegung des mittleren Einkommens im gesamten Bundesgebiet (Bundesmedian) liegt er für einen Ein-Personen-Haushalt bei 892 Euro. Für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren errechnet sich - unter Berücksichtigung der Kostenersparnis in einem Mehrpersonenhaushalt - eine Armutsgefährdungsschwelle in Höhe von 1.873 Euro.

Bevölkerungsgruppen

Lebensalter: In erhöhtem Maß von Armut bedroht waren unter 18-Jährige (19,6 Prozent) sowie die 18- bis unter 25-Jährigen (21,9 Prozent), die sich noch überwiegend in der Ausbildung befinden dürften. Auch für die Gruppe der 65-Jährigen und Älteren lag die Armutsgefährdungsquote mit 17,8 Prozent über dem Durchschnitt der Bevölkerung.

 Geschlecht: Die Armutsgefährdungsquote der rheinland-pfälzischen Männer (13,9 Prozent) lag fast drei Prozentpunkte unter der der Frauen (16,8 Prozent). Insbesondere ältere Frauen (65 Jahre und älter) wiesen mit 20,6 Prozent eine deutlich höhere Armutsgefährdung auf als gleichaltrige Männer (14,3 Prozent). Hier dürften - z. B. durch Kindererziehung oder die Pflege von Angehörigen - unterbrochene Erwerbsbiografien der Frauen eine Rolle spielen. Die Armutsgefährdungsquote der älteren Frauen ist seit 2005 stärker gestiegen als die der älteren Männer.

Haushalts- und Familienzusammenhang: In besonderem Maß armutsgefährdet waren 2013 - wie in den vergangenen Jahren - Alleinerziehende (zumeist Frauen) und deren Kinder unter 18 Jahren, die eine Armutsgefährdungsquote von 47,9 Prozent aufwiesen. Die Armutsrisikoquote einer Familie mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern lag dagegen bei 10,4 Prozent.

Qualifikationsniveau: Geringqualifizierte wiesen mit 29,5 Prozent eine fast sechsmal so hohe Armutsrisikoquote auf wie Hochqualifizierte (5,3 Prozent).

 Erwerbsstatus: Unter allen betrachteten Bevölkerungsgruppen waren Erwerbslose am stärksten von Armut bedroht. Die Quote lag im Jahr 2013 bei 50,8 Prozent.

 Migrationshintergrund: Auch Menschen mit Migrationshintergrund (Armutsgefährdungsquote von 26,9 Prozent) waren in erhöhtem Maß von Armut bedroht.

Regionale Betrachtung

Unter den rheinland-pfälzischen Regionen wies die Rheinpfalz im Jahr 2013 das geringste Armutsrisiko auf. Gemessen am Bundesmedian waren dort 13,8 Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht. In der Region Trier waren es 14,2 Prozent, in der Region Mittelrhein-Westerwald 15,1 Prozent, in der Westpfalz 16,8 Prozent sowie in der Region Rheinhessen-Nahe 17,2 Prozent. Bundesweit die niedrigsten Armutsgefährdungsquoten mit Werten unter zehn Prozent wiesen Regionen in Baden-Württemberg und Bayern auf, die höchsten Quoten waren in Regionen in Sachsen-Anhalt (27 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (28 Prozent) und Bremen (33 Prozent) zu verzeichnen.

Die Armutsgefährdung kann nach verschiedenen Maßstäben betrachtet werden. Neben dem Vergleich mit dem mittleren Einkommen im Bundesgebiet kann auch der Median des jeweiligen Landes bzw. der jeweiligen Region zugrunde gelegt werden.

Einkommensreichtumsquote

Als Gegenstück zur Armutsgefährdungsquote ist die Einkommensreichtumsquote anzusehen, die nach herrschender Meinung den Anteil der Personen wiedergibt, deren Einkommen 200 Prozent des mittleren Einkommens übersteigt. Auf Basis des Bundesmedians betrug die Einkommensreichtumsquote im Jahr 2013 für Rheinland-Pfalz 8,9 Prozent; vier Bundesländer wiesen eine höhere Quote auf.

Diese und weitere umfangreiche Daten, die im Rahmen der »Sozialberichterstattung der amtlichen Statistik« durch die statistischen Ämter des Bundes und der Länder regelmäßig aktualisiert und erweitert werden, finden Sie - ergänzt um ausführliche methodische Erläuterungen - im gemeinsamen Statistik-Portal unter <link http:>www.amtliche-sozialberichterstattung.de, oder über einen Link auf unserer Homepage unter der Rubrik <link http: external-link-new-window wird in einem neuen browserfenster ge>»Sozialberichterstattung«.

Die Armutsgefährdungsquoten 2013 für Rheinland-Pfalz nach soziodemografischen Merkmalen sind in einer Tabelle unter <link http:>www.statistik.rlp.de im Themenbereich »Soziales« dargestellt.

Die Daten stammen aus der Mikrozensusbefragung 2013. Bei dieser jährlichen Erhebung werden ein Prozent aller Haushalte zu ihrer wirtschaftlichen und sozialen Situation befragt. In Rheinland-Pfalz werden für die Stichprobe des Mikrozensus ca. 18.000 Haushalte ausgewählt. Die Armutsgefährdungsquote bzw. die Einkommensreichtumsquote ist der Anteil der Personen mit einem Äquivalenzeinkommen von weniger als 60 Prozent bzw. mehr als 200 Prozent des Medians der Äquivalenzeinkommen der Bevölkerung in Privathaushalten am Ort der Hauptwohnung. Das Äquivalenzeinkommen wird auf Basis der neuen OECD-Skala berechnet. In die Berechnung gehen alle Haushalte/ Personen mit gültigen Einkommensangaben ein.

Autoren: Merle Hattenhauer und Hans-Peter Fein (Abteilung Bevölkerung und Gesellschaft)

 

 

#Themen

Soziales

Teilen

Zurück