Im Falle einer Freisetzung, die bei der Verwendung als Kältemittel durch ordnungsgemäßen Umgang und Entsorgung zu verhindern ist, wären klimawirksame Stoffe deutlich klimaschädlicher als Kohlendioxid (CO2). Sie stehen international aufgrund ihres hohen Treibhausgaspotentials unter besonderer Beobachtung. Zu den klimawirksamen Stoffen zählen voll- oder teilhalogenierte aliphatische Fluorkohlenwasserstoffe (FKW bzw. H-FKW). Der wichtigste Einsatzstoff ist der teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoff Tetrafluorethan (Handelsname R 134a). Auf diesen Stoff entfallen rund 86 Prozent der insgesamt verwendeten Menge (plus 3,3 Prozentpunkte). In Rheinland-Pfalz wird dieser Stoff überwiegend als Treibmittel bei der Herstellung von Aerosolen genutzt, zum Beispiel für medizinische Sprays. Bekannter ist dieser Stoff als Kältemittel in Klimaanlagen, beispielsweise in Fahrzeugen.
Zum Vergleich: In Deutschland wurden im Jahr 2019 (Ergebnisse für 2020 liegen noch nicht vor) gut 7.313 Tonnen klimawirksame Stoffe verwendet. Bundesweit war R 134a mit 2.696 Tonnen (37 Prozent) ebenfalls der wichtigste Einsatzstoff. Der Schwerpunkt lag mit rund 2.206 Tonnen auf der Verwendung als Kältemittel. Im Jahr 2019 wurden vom etwas leichter entflammbaren Stoff R1234yf (2,3,3,3-Tetrafluorpropen) 1.730 Tonnen eingesetzt, der jedoch den Vorteil einer deutlich reduzierten Klimawirksamkeit hat. In Rheinland-Pfalz hat R1234yf mit einer eingesetzten Menge von 1,9 Tonnen im vergangenen Jahr eine untergeordnete Bedeutung.
Um verschiedene klimawirksame Stoffe in ihrer Umweltwirkung miteinander vergleichen zu können, erfolgt eine Umrechnung in CO2-Äquivalente. Dies ermöglicht die Aussage, wie viel größer oder kleiner das Treibhausgaspotential einer bestimmten Menge Treibhausgas im Verhältnis zu der gleichen Menge CO2 ist. Das CO2-Äquivalent für Tetrafluorethan liegt für einen Zeitraum von 100 Jahren bei 1.430, d. h. R 134a ist bezogen auf diesen Zeitraum rund 1.430-mal klimaschädlicher als Kohlendioxid; der Wert von 2,3,3,3-Tetrafluorpropen liegt lediglich bei vier. Insgesamt betrug das CO2-Äquivalent der in rheinland-pfälzischen Unternehmen eingesetzten klimawirksamen Stoffe im Jahr 2020 rund 744.000 Tonnen CO2-Äquivalente. Der als Treibmittel eingesetzte Teil wird umweltwirksam, während dies bei Kältemitteln durch ordnungsgemäßen Umgang und Entsorgung zu verhindern ist. Seit 2014, in dem mit 929.000 Tonnen CO2-Äquivalenten in Rheinland-Pfalz das höchste Treibhausgaspotential durch den Einsatz bestimmter klimawirksamer Stoffe erreicht wurde, ist damit ein Rückgang um 20 Prozent zu verzeichnen.
Die Daten stammen aus der Erhebung bestimmter klimawirksamer Stoffe. Einbezogen sind Unternehmen (Rechtliche Einheiten), die bestimmte klimawirksame Stoffe in Mengen von mehr als 20 Kilogramm pro Stoff und Jahr zur Herstellung, Instandhaltung, Wartung oder Reinigung verwenden. Als klimawirksame Stoffe im Sinne dieser Erhebung gelten ausschließlich Fluorderivate der aliphatischen und cyclischen Kohlenwasserstoffe mit bis zu zehn Kohlenstoffatomen, insbesondere Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) und teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW) sowie Blends (Mischungen), die diese Stoffe enthalten.
Autor: Dr. Pascal Kremer (Referat Landwirtschaft, Weinbau, Umwelt, Energie)