Gemeinsam mit den Statistischen Ämtern Berlin-Brandenburg und Nord (Hamburg und Schleswig-Holstein) wird aktuell ein Business-Intelligence-System an die Bedürfnisse der amtlichen Statistik angepasst. „Die gängigen BI-Tools decken viele der Anforderungen der amtlichen Statistik schon gut ab,“ erläuterte Hürter. Es seien aber einige statistikspezifische Anpassungen erforderlich. „Wir wollen mit MATS sowohl unsere bisherige Datenbank LIS ablösen als auch die Standardveröffentlichungen von PDF-Dateien in ein interaktives System aus Dashboards und Tabellen überführen.“ Ein solches Projekt könne das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz nicht allein stemmen. Durch die Kooperation mit den beiden Partnerämtern ergäben sich neben der Aufteilung der Kosten vielfältige Synergieeffekte. So wird die Erstellung der Datenmodelle und Veröffentlichungen arbeitsteilig erfolgen. „Rheinland-Pfalz übernimmt beispielsweise die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, Berlin Brandenburg die Bevölkerung und Nord den Tourismus“, so Hürter. Auf diese Weise werden vom kommenden Jahr an sukzessive die Statistiken in das neue System überführt. Neben den Veröffentlichungen für alle Nutzenden sollen mit MATS individuelle Anwendungen beispielsweise für Ministerien entwickelt werden.
Geheimhaltungsverfahren in den Bevölkerungsstatistiken
In den Bevölkerungsstatistiken greift vom kommenden Jahr an eine neue Geheimhaltungsmethode. Die amtliche Statistik ist gesetzlich dazu verpflichtet, nur Ergebnisse zu veröffentlichen, mit denen keine persönlichen oder sachlichen Verhältnisse einem Betroffenen zugeordnet werden können. Mit der so genannten Cell-Key-Methode steht ein zeitgemäßes Verfahren zur Verfügung, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Die Daten werden über ein komplexes Verfahren geringfügig verändert. „Das ist mit einem hohen Implementierungsaufwand verbunden und könnte bei den Nutzerinnen und Nutzern auf Akzeptanzprobleme stoßen“, erklärte Marcel Hürter. So entspreche durch die Datenveränderung die Summe der Teilergebnisse nicht mehr der Gesamtsumme. Hürter plädierte dafür, die statistische Geheimhaltung mit Bedacht anzuwenden und auf den Kern der wirklich schützenswerten Informationen zu reduzieren. „Die Methodenkompetenz liegt beim Statistischen Bundesamt. Unser vor Jahren gestarteter Vorstoß für eine Geheimhaltung mit Augenmaß war bisher leider nicht erfolgreich“, erklärte Hürter und warb bei den Mitgliedern des Statistischen Landesausschusses um Unterstützung.
Neues Erhebungsportal
Der Verbund der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder wird Ende 2023 ein neues zentrales Erhebungsportal produktiv setzen und im kommenden Jahr alle Meldewege auf dieses Portal umziehen. „Damit erhöhen wir die Anwendungsfreundlichkeit und kommen den Verpflichtungen des Onlinezugangsgesetzes nach“, erläuterte Hürter.
Ein Methodenvortrag über Mikrosimulation von Landesausschuss-Mitglied Prof. Dr. Ralf Münnich von der Universität Trier sowie eine Präsentation zur Entwicklung des Mindestlohns als Beispiel für das Analysepotenzial der neuen Verdiensterhebung rundeten die Tagung ab.
Der Statistische Landesausschuss berät das Statistische Landesamt und die Landesregierung in Grundsatzfragen der Statistik. Er besteht aus Vertreterinnen und Vertretern der Ministerien, des Rechnungshofes, des Landesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, der kommunalen Spitzenverbände, der Kammern, der Arbeitgeber- und Unternehmerverbände, der Gewerkschaften sowie der Wissenschaft. Der Ausschuss tagt einmal im Jahr.
