Erste positive Reallohnentwicklung seit 2019
Der Reallohnindex wird errechnet, indem die Entwicklung der nominalen Bruttomonatsverdienste (einschließlich Sonderzahlungen) der Entwicklung der Verbraucherpreise gegenübergestellt wird. Im Jahr 2024 erhöhten sich die Nominallöhne, die tatsächlich gezahlten Löhne und Gehälter, deutlich um fünf Prozent. Zu dieser positiven Entwicklung dürften neben dem Inkrafttreten höherer Tarifabschlüsse und der Mindestlohnerhöhung im Januar 2024 auch Auszahlungen der Inflationsausgleichsprämie beigetragen haben. Bei der Inflationsausgleichsprämie handelt es sich um eine freiwillige Leistung der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die diese im Zeitraum vom 26. Oktober 2022 bis zum 31. Dezember 2024 ihren Beschäftigten steuer- und abgabenfrei bis zu einer Höhe von 3.000 Euro gewähren können.
Da die Verbraucherpreise im Jahr 2024 um 2,6 Prozent zulegten, wurde ein Reallohnzuwachs von 2,5 Prozent errechnet. Die Reallöhne entwickelten sich damit erstmals seit 2019 wieder positiv. Während im Jahr 2020 rückläufige Nominallöhne zu dieser Entwicklung beitrugen, waren in den Jahren 2021 bis 2023 die Anstiege der Verbraucherpreise maßgeblich für die Rückgänge der Reallöhne.
Starker Lohnzuwachs im Dienstleistungsbereich
Mit einem Plus von 5,6 Prozent im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr wurde ein überdurchschnittlicher Anstieg der Nominallöhne im Dienstleistungsbereich verzeichnet. Im gleichen Zeitraum nahmen die nominalen Verdienste im Produzierenden Gewerbe um 4,2 Prozent zu. Betrachtet man die Beschäftigten nach ihrem Beschäftigungsumfang, zeigt sich, dass Teilzeitbeschäftigte mit 5,3 Prozent den stärksten Nominallohnanstieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aufwiesen. Die Nominallöhne von Vollzeitbeschäftigten erhöhten sich ebenfalls deutlich (plus 5,1 Prozent). Für geringfügig Beschäftigte wurde im selben Zeitraum ein Lohnzuwachs von 2,3 Prozent errechnet.
Reallöhne nach Quartalen
In allen Quartalen des vergangenen Jahres stiegen die realen Verdienste im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum an. Im ersten Quartal 2024 ergab sich ein ungewöhnlich hoher Nominallohnzuwachs von 7,2 Prozent. Nach Abzug des Kaufkraftverlusts durch den Anstieg der Verbraucherpreise (plus 2,6 Prozent) im ersten Quartal verzeichneten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein reales Lohnplus von 4,5 Prozent. Im zweiten Jahresviertel führten die starke Zunahme der Nominallöhne (plus 3,6 Prozent) und die im Vergleich dazu schwächere Entwicklung der Inflation (plus 2,6 Prozent) zu einem Reallohngewinn von plus ein Prozent. Die Nominallöhne im dritten Quartal 2024 lagen 4,8 Prozent über dem Lohnniveau des dritten Quartals des Vorjahres. Im gleichen Zeitraum legten die Verbraucherpreise um 2,1 Prozent zu, sodass die Beschäftigten in Rheinland-Pfalz ein reales – preisbereinigtes – Lohnplus von 2,5 Prozent verzeichneten. Im letzten Viertel des Jahres 2024 nahmen die nominalen Verdienste um 4,8 Prozent und die Verbraucherpreise um 2,7 Prozent zu. Daraus resultierte eine Zunahme der Reallöhne um 2,1 Prozent.
Methodische Hinweise
Der Nominallohnindex bildet die Entwicklung der Bruttomonatsverdienste einschließlich Sonderzahlungen von allen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ab. Der Reallohnindex setzt den Nominallohnindex und den Verbraucherpreisindex ins Verhältnis, um die Veränderung der Verdienste mit der Preisentwicklung zu vergleichen. Der Reallohnindex nimmt zu, wenn die Verdienste stärker steigen als die Preise.
Datenquelle der Verdienstindizes ist seit dem Jahr 2022 die Verdiensterhebung (VE). In der Verdiensterhebung werden mit Hilfe einer geschichteten Stichprobe Angaben zu Verdiensten und Arbeitszeiten von abhängig Beschäftigten erhoben. In Rheinland-Pfalz werden hierzu rund 3.400 Betriebe befragt. Die VE löste die Vierteljährliche Verdiensterhebung (VVE) ab. Aufgrund der unterschiedlichen Erhebungskonzepte der bisherigen und der neuen Verdiensterhebung sind die Daten ab dem Jahr 2022 nur eingeschränkt mit den früheren Jahren vergleichbar.
Autorin: Dr. Melanie Nofz (Referat Unternehmensregister, Verdienste, Preise)