In der Mehrzahl der Fälle überstieg die Höhe der Forderungen der Energieunternehmen sowohl das persönliche Nettoeinkommen als auch das Haushaltsnettoeinkommen, mit dem die Schuldnerinnen und Schuldner monatlich wirtschaften konnten. Die Schuldnerinnen und Schuldner hätten 2021 im Durchschnitt mehr als zwei persönliche Monatseinkommen aufwenden müssen, um die Forderungen zu bedienen (2,1 Monatseinkommen). Bezogen auf das Haushaltsnettoeinkommen betrugen die Schulden bei den Energieunternehmen im Durchschnitt das 1,8-Fache.
Schulden bei Energieunternehmen machen knapp zwölf Prozent aller Schulden aus
Neben den Forderungen der Energieunternehmen bestanden gegenüber den Schuldnerinnen und Schuldnern zumeist weitere Forderungen anderer Gläubiger. Die durchschnittliche Gesamtverschuldung der Personen, die 2021 Schulden bei Energieunternehmen hatten und in Rheinland-Pfalz eine Schuldnerberatungsstelle aufsuchten, lag bei knapp 36.100 Euro. Die durchschnittliche Gesamtschuldenhöhe stieg zwischen 2015 und 2021 somit schwächer als die Schuldenhöhe gegenüber den Energieunternehmen. Die Gesamtverschuldung schwankte seit 2015 zwischen 33.000 Euro im Jahr 2018 und 37.000 Euro im Jahr 2016.
Insgesamt machten die Forderungen der Energieunternehmen 2021 im Durchschnitt knapp zwölf Prozent der Gesamtforderungshöhe gegenüber den Schuldnerinnen und Schuldnern aus. Dieser Anteil nahm seit 2015 nur leicht zu (plus ein Prozentpunkt).
Der Anteil der Personen, der außer den Forderungen der Energieunternehmen keine weiteren Schulden zu bedienen hatte, fiel 2021 – bezogen auf alle beratenen Personen mit Schulden bei Energieunternehmen – mit knapp einem Prozent eher gering aus. Daran hat sich seit 2015 nur wenig geändert. Dagegen ist der Anteil der Personen mit Schulden bei Energieunternehmen an allen beratenen Personen seit 2015 vergleichsweise stark gestiegen – von 24 auf 35 Prozent.
Bevölkerungsgruppen unterschiedlich stark betroffen
Die Höhe der Forderungen der Energieunternehmen belastet die Haushaltsnettoeinkommen einzelner Bevölkerungsgruppen unterschiedlich stark. Im Jahr 2021 hätten beispielsweise Seniorinnen und Senioren im Alter von 65 und mehr Jahren durchschnittlich das 2,8-fache ihres monatlichen Haushaltsnettoeinkommens aufwenden müssen, um sämtliche Schulden bei Energieunternehmen zu begleichen, jüngere erwachsene Personen unter 25 Jahren dagegen nur das 1,3-fache. In den mittleren Altersgruppen schwankte die Einkommensbelastung durch die Energieschulden zwischen dem 1,5-fachen (35- bis 45-Jährige) und dem 1,9-fachen ihres Haushaltsnettoeinkommens (45- bis 55-Jährige und 55- bis 65-Jährige).
Zu den Gruppen mit erhöhter Schuldenbelastung zählten 2021 unter anderem Personen mit geringerer Qualifikation, d. h. Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung und ohne (Fach-)Hochschulabschluss (Energieschuldenlast: 1,9 Monatseinkommen), sowie Personen, die arbeitslos gemeldet (1,8 Monatseinkommen) oder anderweitig nicht erwerbstätig waren (2,7 Monatseinkommen). Nur geringe Unterschiede gab es demgegenüber zwischen Frauen und Männern sowie zwischen Personen mit und ohne deutsche Staatsangehörigkeit.
Arbeitslosigkeit wichtigste Ursache
Wichtigste Ursache für die Überschuldung der beratenen Personen, die auch Forderungen gegenüber Energieunternehmen zu bedienen hatten, war 2021 Arbeitslosigkeit. Von den Personen mit Energieschulden nannten 39 Prozent diesen Grund als Auslöser; 27 Prozent gaben ihn sogar als Hauptauslöser an. Zu den weiteren Ursachen zählten 2021 eine unwirtschaftliche Haushaltsführung (29 Prozent), Erkrankungen, Sucht oder Unfälle (27 Prozent), die Trennung, Scheidung oder der Tod der Partnerin oder des Partners (24 Prozent) sowie der längerfristige Bezug eines Niedrigeinkommens (23 Prozent).
Seit 2015 haben vor allem eine unwirtschaftliche Haushaltsführung (plus 19 Prozentpunkte) und der längerfristige Bezug von Niedrigeinkommen (plus zehn Prozentpunkte) häufiger zur Überschuldung der beratenen Personen beigetragen. Arbeitslosigkeit (minus 3,6 Prozentpunkte) und die Trennung, Scheidung oder der Tod der Partnerin oder des Partners (minus 3,1 Prozentpunkte) wurden zuletzt dagegen etwas seltener genannt.
Die Ergebnisse stammen aus der Statistik der Überschuldung privater Personen. Rechtsgrundlage ist das am 1. Januar 2012 in Kraft getretene Überschuldungsstatistikgesetz. Die Statistik wird jährlich als freiwillige Erhebung bei den rheinland-pfälzischen Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen durchgeführt, die in der Trägerschaft von Wohlfahrts- oder Verbraucherverbänden sowie von Gemeindeverbänden und sonstigen Körperschaften des öffentlichen Rechts stehen oder die als gemeinnützig anerkannt oder als Verein eingetragen sind. Die Schuldnerberatungsstellen übermitteln nur Daten von Personen, die ihre Zustimmung zur Teilnahme an der Überschuldungsstatistik gegeben haben. Dies schränkt die Repräsentativität der hochgerechneten Ergebnisse der Überschuldungsstatistik ein.
Da zudem einerseits viele Personen die Dienste von Schuldnerberatungsstellen nicht in Anspruch nehmen, obwohl sie überschuldet sind, und andererseits nicht alle Beratungsfälle zwangsläufig überschuldet sein müssen, ist eine Aussage zur Gesamtzahl der überschuldeten Personen und Haushalte in Rheinland-Pfalz auf Basis der Statistik nicht möglich. Zudem ist zu beachten, dass es neben den in der Überschuldungsstatistik erfassten Schuldnerberatungsstellen auch andere Einrichtungen oder Dienstleister gibt, die Beratungen durchführen sowie Bescheinigungen für das Scheitern außergerichtlicher Einigungsversuche ausstellen und danach das Insolvenzverfahren begleiten. Hierzu zählen beispielsweise Sozialämter sowie Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte sowie Steuer- und Wirtschaftsberaterinnen und -berater.
Da sich der Berichtskreis infolge der freiwilligen Teilnahme der Schuldnerberatungsstellen über die einzelnen Berichtsjahre hinweg ändern kann, sind Aussagen zu Entwicklungen im Zeitverlauf nur eingeschränkt möglich.
Autor: Sebastian Fückel (Referat Analysen Staat, Soziales)
Kennzahl | Berichtsjahr | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | ||
Beratene Personen | Anzahl | 5313 | 5469 | 5269 | 5582 | 5523 | 5578 | 5607 |
Anteil an allen beratenen Personen | % | 24,3 | 26,0 | 27,9 | 28,2 | 30,9 | 30,6 | 34,7 |
Durchschnittliche Schuldenhöhe bei Energieunternehmen | Euro | 1384 | 1527 | 1611 | 1659 | 1678 | 1825 | 1934 |
Durchschnittliche Schuldenhöhe insgesamt | Euro | 35237 | 37036 | 34110 | 32994 | 34372 | 36729 | 36093 |
Durchschnittlicher Anteil der Schulden bei Energieunternehmen an allen Schulden | % | 10,5 | 10,6 | 11,7 | 12,0 | 11,3 | 11,9 | 11,6 |
Durchschnittliche Höhe des persönlichen Einkommens | Euro | 1036 | 1083 | 1088 | 1093 | 1134 | 1117 | 1202 |
Verhältnis der Schulden bei Energieunternehmen zur Höhe des persönlichen Einkommens | Quotient | 1,8 | 1,9 | 2,1 | 2,3 | 2,2 | 2,2 | 2,1 |
Durchschnittliche Höhe des Haushaltsnettoeinkommens | Euro | 1295 | 1366 | 1393 | 1361 | 1418 | 1421 | 1507 |
Verhältnis der Schulden bei Energieunternehmen zur Höhe des Haushaltsnettoeinkommens | Quotient | 1,5 | 1,6 | 1,8 | 2,0 | 2,0 | 1,9 | 1,8 |
Quelle: Statistik der Überschuldung privater Personen |
Beratene Personen | Anzahl | Anteil an allen beratenen Personen in % | Durchschnittliche Schuldenhöhe bei Energieunternehmen in Euro | Durchschnittliche Schuldenhöhe insgesamt in Euro | Durchschnittlicher Anteil der Schulden bei Energieunternehmen an allen Schulden in % | Durchschnittliche Höhe des persönlichen Einkommens in Euro | Verhältnis der Schulden bei Energieunternehmen zur Höhe des persönlichen Einkommens | Durchschnittliche Höhe des Haushaltsnettoeinkommens in Euro | Verhältnis der Schulden bei Energieunternehmen zur Höhe des Haushaltsnettoeinkommens |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Insgesamt | 5607 | 34,7 | 1934 | 36093 | 11,6 | 1202 | 2,1 | 1507 | 1,8 |
Geschlecht | |||||||||
männlich | 2821 | 34,5 | 1940 | 41354 | 10,2 | 1273 | 1,9 | 1487 | 1,7 |
weiblich | 2785 | 35,0 | 1928 | 30764 | 13,0 | 1130 | 2,3 | 1528 | 1,8 |
Altersgruppen | |||||||||
unter 25 Jahren | 190 | 29,0 | 1416 | 11406 | 16,7 | 1071 | 1,5 | 1344 | 1,3 |
25 bis unter 35 Jahren | 1612 | 39,9 | 1659 | 18564 | 13,2 | 1125 | 2,2 | 1493 | 1,8 |
35 bis unter 45 Jahren | 1624 | 40,1 | 2038 | 32674 | 11,9 | 1303 | 1,8 | 1656 | 1,5 |
45 bis unter 55 Jahren | 1228 | 33,9 | 2145 | 50745 | 9,4 | 1265 | 2,1 | 1524 | 1,9 |
55 bis unter 65 Jahren | 738 | 28,9 | 1907 | 57991 | 9,8 | 1097 | 2,3 | 1300 | 1,9 |
65 Jahre und älter | 215 | 17,4 | 2558 | 56393 | 10,7 | 1139 | 2,9 | 1248 | 2,8 |
Familienstand | |||||||||
ledig | 2289 | 36,5 | 1618 | 23764 | 12,7 | 1101 | 1,8 | 1279 | 1,7 |
verheiratet/eingetragene Lebenspartnerschaft | 1372 | 32,1 | 2420 | 39989 | 12,4 | 1353 | 2,6 | 2048 | 1,8 |
verheiratet/eingetragene Lebenspartnerschaft getrennt lebend | 488 | 33,5 | 1767 | 48518 | 10,3 | 1173 | 1,9 | 1355 | 1,7 |
verwitwet | 155 | 25,4 | 2489 | 53142 | 8,5 | 1202 | 2,8 | 1317 | 2,5 |
geschieden | 1301 | 36,8 | 1974 | 46981 | 9,5 | 1231 | 2,0 | 1419 | 1,8 |
Lebensform | |||||||||
Alleinlebende | 2219 | 31,7 | 1578 | 38442 | 9,9 | 1057 | 1,8 | 1057 | 1,8 |
Alleinerziehende | 1177 | 41,3 | 2122 | 30317 | 13,8 | 1316 | 2,1 | 1560 | 1,9 |
Paare | 2071 | 35,5 | 2217 | 37502 | 12,0 | 1316 | 2,3 | 1984 | 1,6 |
Sonstige Lebensform | 139 | 30,3 | 1820 | 26567 | 12,9 | 857 | 3,3 | 1144 | 2,6 |
Haushaltsgröße | |||||||||
eine Person | 2239 | 31,7 | 1572 | 38374 | 9,9 | 1053 | 1,9 | 1053 | 1,9 |
zwei Personen | 1270 | 33,5 | 2032 | 37009 | 11,2 | 1181 | 2,5 | 1423 | 2,2 |
drei Personen | 947 | 38,4 | 1912 | 29967 | 12,6 | 1308 | 1,9 | 1819 | 1,4 |
vier Personen | 646 | 39,2 | 2432 | 33582 | 13,8 | 1404 | 2,3 | 2072 | 1,5 |
fünf und mehr Personen | 505 | 42,9 | 2700 | 38377 | 15,1 | 1459 | 2,3 | 2428 | 1,3 |
Zahl der unterhaltspflichtigen Kinder | |||||||||
kein Kind | 2354 | 29,3 | 1722 | 34624 | 10,7 | 1039 | 2,1 | 1157 | 2,0 |
ein Kind | 1301 | 37,5 | 1903 | 35087 | 11,0 | 1202 | 2,3 | 1529 | 1,9 |
zwei Kinder | 1097 | 40,0 | 2121 | 38490 | 13,0 | 1382 | 1,8 | 1798 | 1,5 |
drei und mehr Kinder | 855 | 44,9 | 2324 | 38591 | 12,9 | 1420 | 2,0 | 2066 | 1,3 |
Staatsangehörigkeit | |||||||||
mit deutscher Staatsangehörigkeit | 4855 | 35,2 | 1924 | 36565 | 11,4 | 1201 | 2,1 | 1480 | 1,8 |
ohne deutsche Staatsangehörigkeit | 751 | 31,7 | 2000 | 33045 | 12,5 | 1207 | 2,1 | 1681 | 1,8 |
Bildungsstand | |||||||||
mit (Fach-)Hochschulabschluss | 50 | 21,4 | 1538 | 91412 | 6,3 | 1498 | 1,1 | 1710 | 1,1 |
mit abgeschlossener Berufsausbildung | 2746 | 33,7 | 1939 | 44100 | 9,8 | 1279 | 2,0 | 1562 | 1,7 |
in beruflicher Ausbildung/(Fach-)Hochschulstudium | 106 | 32,7 | 1857 | 22309 | 17,0 | 1210 | 1,5 | 1445 | 1,3 |
ohne abgeschlossene Berufsausbildung/(Fach-)Hochschulabschluss | 2704 | 36,4 | 1940 | 27482 | 13,2 | 1119 | 2,3 | 1451 | 1,9 |
Erwerbsstatus | |||||||||
selbstständig | 5 | 6,5 | 1303 | 72329 | 7,4 | 706 | 2,6 | 1521 | 1,3 |
abhängige erwerbstätig | 2134 | 34,5 | 2082 | 42947 | 9,2 | 1489 | 1,6 | 1830 | 1,3 |
arbeitslos gemeldet | 2554 | 39,2 | 1774 | 27228 | 13,0 | 1019 | 2,1 | 1269 | 1,8 |
anderweitig nicht erwerbstätig | 914 | 27,2 | 2041 | 44671 | 13,2 | 1045 | 3,2 | 1421 | 2,7 |
Nettoäquivalenzeinkommen¹ | |||||||||
unter 500 Euro | 549 | 33,6 | 1612 | 29305 | 13,7 | 372 | 5,7 | 467 | 5,4 |
500 bis unter 750 Euro | 689 | 35,0 | 1616 | 30970 | 12,0 | 818 | 2,0 | 904 | 1,8 |
750 bis unter 1 000 Euro | 1584 | 36,3 | 1898 | 28770 | 13,2 | 1060 | 1,9 | 1208 | 1,6 |
1 000 bis unter 1 250 Euro | 1354 | 38,7 | 2038 | 32755 | 12,1 | 1368 | 1,8 | 1722 | 1,2 |
1 250 bis unter 1 500 Euro | 690 | 32,3 | 2131 | 43939 | 9,2 | 1458 | 1,7 | 2083 | 1,0 |
1 500 bis unter 1 750 Euro | 397 | 32,4 | 2446 | 50049 | 7,9 | 1729 | 1,5 | 2206 | 1,1 |
1 750 bis unter 2 000 Euro | 114 | 19,8 | 2046 | 70166 | 6,5 | 1933 | 1,1 | 2626 | 0,8 |
2 000 Euro und mehr | 230 | 31,0 | 1758 | 73301 | 6,8 | 2298 | 0,8 | 3108 | 0,6 |
Quelle des überwiegenden Lebensunterhalts | |||||||||
eigene Erwerbstätigkeit (einschl. Beihilfen im Rahmen einer Berufsausbildung) | 1995 | 35,3 | 2013 | 44551 | 9,3 | 1549 | 1,4 | 1718 | 1,3 |
eigenes Vermögen (Vermietung, Verpachtung, Zinsen) | - | - | - | - | - | - | - | - | - |
öffentliche Leistungen (ohne Renten, Pensionen, Beihilfen im Rahmen einer Berufsausbildung) | 2316 | 38,3 | 1791 | 28820 | 12,9 | 1085 | 2,0 | 1192 | 1,9 |
Rente, Pension | 421 | 25,3 | 1921 | 44847 | 10,6 | 1214 | 2,1 | 1295 | 2,0 |
Unterhaltszahlungen von Privatpersonen | 47 | 50,0 | 1147 | 102230 | 7,0 | 1114 | 1,6 | 1241 | 1,3 |
Einkommen anderer Haushaltsmitglieder | 698 | 31,5 | 2296 | 26675 | 14,3 | 676 | 3,6 | 2184 | 1,4 |
sonstiges Einkommen | 99 | 24,5 | 1704 | 33679 | 11,4 | 784 | 9,2 | 892 | 9,1 |
mehrere Quellen mit gleichem Einkommensanteil | 30 | 47,2 | 1470 | 35075 | 11,5 | 802 | 2,0 | 1482 | 1,1 |
1 Äquivalenzgewichtung entsprechend des Quadratwurzelverfahrens der OECD. | |||||||||
Quelle: Statistik der Überschuldung privater Personen |