Der Zuwanderungsstrom unmittelbar aus der Ukraine fiel im vergangenen Jahr deutlich geringer aus als 2022, ist aber gegenüber 2023 angestiegen. In den ersten zehn Monaten wurden 9.400 Zuzüge und 3.700 Fortzüge aus der bzw. in die Ukraine gezählt. Im gleichen Zeitraum des Jahres 2022 waren es 48.000 Zu- und 6.600 Fortzüge, von Januar bis Oktober 2023 lediglich 8.800 Zu- und 6.100 Fortzüge. Dementsprechend verminderte sich der Wanderungsüberhang mit der Ukraine im Zehnmonatsvergleich von rund 41.400 im Jahr 2022 auf 2.700 im Jahr 2023 und 5.700 im zurückliegenden Jahr.
Insgesamt zogen auch 2024 deutlich mehr Menschen nach Rheinland-Pfalz zu als das Land verließen. Die Zahl der Zuzüge dürfte bei schätzungsweise 152.700, die Zahl der Fortzüge über die Landesgrenzen bei mehr als 132.000 liegen. Der Wanderungsüberschuss beläuft sich demnach auf rund 20.700 Personen. Das sind rund 10.600 weniger als im Vorjahr.
Das Defizit der natürlichen Bevölkerungsbewegung ist erneut gestiegen. Die Zahl der Gestorbenen dürfte mit schätzungsweise 52.300 um annähernd 18.600 über der Zahl der Geborenen von rund 33.700 gelegen haben.
Die Schätzung des Bevölkerungsstands zum Jahresende 2024 basiert auf den Ergebnissen der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis des Zensus 2022 sowie Bestandsdaten der rheinland-pfälzischen Meldebehörden zum 31.12.2024. Genauere und differenziertere Angaben zu den Zu- und Fortzügen sowie zu den Geburten und Sterbefällen, mit denen der Bevölkerungsstand amtlich fortgeschrieben wird, liegen in einigen Monaten vor. Im Zuge des Zensus 2022 wurde festgestellt, dass die rheinland-pfälzische Bevölkerung in der laufenden Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011 um rund 49.100 Personen überschätzt worden war. Ohne die zensusbedingte Korrektur würde sich zum Jahresende 2024 eine Bevölkerungsgesamtzahl von schätzungsweise 4.176.400 Personen ergeben.
Fast jeder Siebte hat keine deutsche Staatsangehörigkeit
Nach vorläufigen Ergebnissen ist die Zahl der in Rheinland-Pfalz lebenden Ausländerinnen und Ausländer gegenüber dem 31. Dezember 2023 um annähernd 12.800 auf rund 572.000 gestiegen. Gegenüber der im Zensus 2022 ermittelten Zahl ergibt sich ein Zuwachs von fast zwölf Prozent. Der Ausländeranteil stieg im Vergleich zu Ende 2023 um 0,3 Prozentpunkte und gegenüber dem Zensus vom 15. Mai 2022 um 1,4 Prozentpunkte auf 14 Prozent. Annähernd jeder siebte Rheinland-Pfälzer verfügt somit nicht über die deutsche Staatsangehörigkeit.
Gesellschaftliche Alterung schreitet weiter voran
Die steigende Lebenserwartung und die vergleichsweise niedrigen Geburtenzahlen der vergangenen Jahrzehnte tragen dazu bei, dass sich die Altersstruktur der Bevölkerung trotz Zuwanderung kontinuierlich wandelt. So leben heute schätzungsweise rund 768.200 Personen in Rheinland-Pfalz, die das zwanzigste Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Das sind etwa 11.200 bzw. rund 1,5 Prozent mehr als zum Stichtag des zurückliegenden Zensus im Mai 2022. Rund 2.059.600 Personen waren Ende 2024 von 20 bis 59 Jahre alt. Diese Bevölkerungsgruppe der potenziell Erwerbstätigen hat sich trotz Zuwanderung aus dem Ausland demnach seit dem Zensus 2022 um rund 36.300 Personen bzw. rund 1,7 Prozent verringert. Erneut gestiegen ist demgegenüber die Zahl der 60-Jährigen und Älteren auf nunmehr etwa 1.299.500. Am 15. Mai 2022 zählten noch rund 58.200 Personen weniger zu dieser Altersgruppe. Insgesamt hat sich die Zahl der 60-Jährigen und Älteren seitdem um rund 4,7 Prozent erhöht. Allein im vergangenen Jahr stieg ihre Zahl um etwa 23.700 bzw. 1,9 Prozent.
Bevölkerungszuwachs in den kreisfreien Städten stärker als in den Landkreisen
Bei regionaler Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung zeigt sich, dass die Einwohnerzahl seit dem Zensus 2022 in den kreisfreien Städten deutlich stärker gestiegen ist als in den Landkreisen. Während sich der Bevölkerungsstand bis Ende 2024 in den kreisfreien Städten schätzungsweise um 1,4 Prozent bzw. um 14.900 Personen erhöht hat, dürfte der Bevölkerungszuwachs in den Landkreisen lediglich bei 0,6 Prozent bzw. 18.100 Personen gelegen haben.
Die Stadt Landau (plus 2,4 Prozent), dicht gefolgt von Ludwigshafen (plus 2,3 Prozent) und Worms (plus 2,2 Prozent), verbuchte die höchsten Zugewinne. Dagegen sank die Bevölkerung in der Stadt Speyer gegenüber dem Zensusstichtag 2022 leicht (minus 0,3 Prozent). In der Summe 21 Landkreise verzeichneten Zugewinne; drei mussten hingegen leichte Einwohnerverluste hinnehmen. Im Landkreis Ahrweiler (plus 1,3 Prozent), dem Rhein-Hunsrück-Kreis (plus 1,2 Prozent) und den Landkreisen Alzey-Worms und Neuwied (jeweils plus 1,1 Prozent) nahm die Einwohnerzahl im Vergleich der Landkreise prozentual am stärksten zu. In den Kreisen Südwestpfalz und Kusel verringerten sich die Bevölkerungszahlen im Vergleich zum letzten Zensusstichtag hingegen leicht (minus 0,6 bzw. minus 0,5 Prozent) und im Donnersbergkreis nur marginal.
Methodische Hinweise
Die vorläufigen Ergebnisse zum Bevölkerungsstand am 31. Dezember 2024 wurden auf der Grundlage einer Schätzung ermittelt. Die Grundlage dieser Berechnungen bilden die Ergebnisse der laufenden Bevölkerungsfortschreibung zum 31. Dezember 2023, die auf der Grundlage des Zensus 2022 ermittelt wurden. Diese Ausgangsbasis wurde mit den Bestandsveränderungen aus der kommunalen Melderegisterstatistik für das Jahr 2024 nach Geschlecht, Altersgruppen und Nationalität fortgeschrieben. Regionalergebnisse der Schätzung nach Altersgruppen und Geschlecht liegen bis auf Gemeindeebene, Regionalergebnisse in Differenzierung nach Nationalität bis auf Kreisebene vor.
Endgültige Jahresergebnisse der laufenden Bevölkerungsstatistiken für das Jahr 2024 werden in den kommenden Monaten unmittelbar nach Abschluss der noch laufenden Aufbereitungsarbeiten veröffentlicht. Fachlich und regional tief gegliederte Jahresergebnisse zu Zu- und Fortzügen, zu Geburten, Sterbefällen und Eheschließungen in 2024 sowie den auf Basis des Zensus 2022 ermittelten Bevölkerungsständen und -strukturen zum 31.12.2024 liegen voraussichtlich Mitte 2025 vor.
Autor: Gerd Reh (Abteilung Bevölkerung, Zensus, Gesellschaft, Bildung)