Im Bundesdurchschnitt nahm die Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent ab (Westdeutschland ohne Berlin: ebenfalls minus 0,3 Prozent). Der im Vergleich zu Deutschland stark überdurchschnittliche Rückgang ist zu einem beträchtlichen Teil auf einzelne Branchen zurückzuführen, die 2021 von der Entwicklung und der Produktion eines Impfstoffes gegen das Coronavirus profitierten.
Die starken Preissteigerungen spiegeln sich in dem großen Abstand zwischen nominaler und realer Entwicklung wider: In jeweiligen Preisen wurde im ersten Halbjahr ein Plus von 1,5 Prozent verzeichnet (Deutschland: plus 6,6 Prozent; Westdeutschland ohne Berlin: plus 6,4 Prozent). Die Angaben basieren auf einer ersten, vorläufigen Berechnung des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“.
Negative Impulse aus dem Verarbeitenden Gewerbe
Die Industrie, die in Rheinland-Pfalz im Vergleich zu Deutschland ein überdurchschnittliches Gewicht hat, leistete den größten Beitrag zur negativen Wirtschaftsentwicklung. Der Umsatz der Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe mit 50 und mehr Beschäftigten nahm gegenüber den ersten sechs Monaten 2022 in jeweiligen Preisen trotz steigender Preise um 7,9 Prozent ab (Deutschland: plus 5,2 Prozent). Die Inlandsumsätze sanken mit minus 9,6 Prozent stärker als die Auslandsumsätze mit minus 6,6 Prozent (Deutschland: plus 2,4 bzw. plus acht Prozent).
Fünf der zehn umsatzstärksten Branchen erzielten geringere Erlöse als im ersten Halbjahr 2022. Einen massiven Umsatzeinbruch verzeichnete die Pharmazeutische Industrie mit einem Minus von 55 Prozent (Deutschland: minus 2,2 Prozent). Die umsatzstärkste Branche in Rheinland-Pfalz, die Chemische Industrie , büßte ein Fünftel der Erlöse ein (Deutschland: minus 15 Prozent). Positive Entwicklungen gab es hingegen insbesondere in der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln (plus 16 Prozent; Deutschland: plus 13 Prozent) sowie im Maschinenbau (plus zwölf Prozent; Deutschland: ebenfalls plus zwölf Prozent).
Innerhalb des Baugewerbes hat sich vor allem die Umsatzentwicklung im Ausbaugewerbe im ersten Halbjahr günstig entwickelt. Die Erlöse nahmen in Rheinland-Pfalz gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 in jeweiligen Preisen um 16 Prozent zu (Deutschland: ebenfalls plus 16 Prozent). Im Bauhauptgewerbe stiegen die Umsätze in Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten um 4,9 Prozent (Deutschland: plus 5,5 Prozent). Wachstumsimpulse kamen aus dem Tiefbau (plus 8,5 Prozent) und dort insbesondere aus dem „gewerblichen und industriellen Tiefbau, Bahn und Post“. Im Hochbau legten die Umsätze in den ersten sechs Monaten dagegen nur um 1,7 Prozent zu. Dort stand einem Plus im gewerblichen und industriellen Hochbau ein Rückgang im Wohnungsbau gegenüber. Allerdings ist zu beachten, dass auch die Preise für Bauleistungen erheblich gestiegen sind. Das Baugewerbe trägt rund sechs Prozent zur rheinland-pfälzischen Wertschöpfung bei.
Rückgang auch im Dienstleistungssektor
Auch der Dienstleistungssektor , der knapp zwei Drittel der gesamten Bruttowertschöpfung erwirtschaftet, verzeichnete im ersten Halbjahr 2023 ein Minus. Dazu trug unter anderem der Großhandel bei, dessen Umsätze sich preisbereinigt um 16 Prozent verringerten (Deutschland: minus 3,7 Prozent). Im Einzelhandel nahmen die Umsätze um 5,3 Prozent (Deutschland: minus 4,3 Prozent) und im Gastgewerbe um 5,7 Prozent ab (Deutschland: plus 5,8 Prozent).
Die Ergebnisse basieren auf der Halbjahresrechnung des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, die sich auf Basisstatistiken des Berichtszeitraumes Januar bis Juni stützt. Für einzelne Dienstleistungsbranchen liegen für die Halbjahresrechnung noch keine länderspezifischen Ergebnisse vor. In diesen Wirtschaftsbereichen werden einheitlich für alle Länder die Entwicklungen in den nationalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) unterstellt. Mit den Veränderungsraten zum Bruttoinlandsprodukt im ersten Halbjahr 2023 gibt der Arbeitskreis turnusgemäß seine erste Einschätzung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in den Ländern bekannt.
Weitere Informationen finden Sie unter www.vgrdl.de.
Autorin: Dr. Annette Tennstedt (Referat VGR, ETR, Arbeitsmarkt)
Land | Bruttoinlandsprodukt1) | |
---|---|---|
in jeweiligen Preisen | preisbereinigt | |
Veränderung gegenüber dem 1. Halbjahr 2022 in % | ||
Baden-Württemberg | 7,2 | -0,2 |
Bayern | 7,5 | 0,5 |
Berlin | 6,3 | -0,1 |
Brandenburg | 14,4 | 6,0 |
Bremen | 7,1 | 0,8 |
Hamburg | 3,8 | 1,7 |
Hessen | 7,5 | 0,4 |
Mecklenburg-Vorpommern | 5,7 | -0,2 |
Niedersachsen | 7,8 | 0,9 |
Nordrhein-Westfalen | 5,4 | -1,3 |
Rheinland-Pfalz | 1,5 | -5,4 |
Saarland | 6,9 | -0,4 |
Sachsen | 7,0 | -0,7 |
Sachsen-Anhalt | 3,7 | -3,2 |
Schleswig-Holstein | 5,7 | 0,0 |
Thüringen | 6,8 | -0,6 |
Deutschland | 6,6 | -0,3 |
Nachrichtlich: | ||
Westdeutschland (ohne Berlin) | 6,4 | -0,3 |
Ostdeutschland (ohne Berlin) | 7,7 | 0,3 |
1) Das Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen umfasst den Wert aller in einem abgegrenzten Wirtschaftsgebiet produzierten Waren und Dienstleistungen abzüglich der bei der Produktion verbrauchten Güter. Es ist Ausdruck der in einer bestimmten Region erbrachten wirtschaftlichen Leistung in einer Periode. |