Im Bundesdurchschnitt nahm die Wirtschaftsleistung um 2,8 Prozent zu (Westdeutschland ohne Berlin: plus 2,7 Prozent). Der im Vergleich zu Deutschland stark überdurchschnittliche Anstieg ist zu einem beträchtlichen Teil auf einzelne Branchen zurückzuführen, die von der Entwicklung und der Produktion eines Impfstoffes gegen das Coronavirus profitieren.
Die starken Preissteigerungen spiegeln sich in dem großen Abstand zwischen nominalem und realem Wachstum wider: In jeweiligen Preisen war die Zuwachsrate im ersten Halbjahr mit 13,3 Prozent mehr als doppelt so hoch wie die preisbereinigte Veränderung (Deutschland: plus 8,2 Prozent; Westdeutschland ohne Berlin: plus 7,9 Prozent). Die Angaben basieren auf einer ersten, vorläufigen Berechnung des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“.
Wachstumsmotor ist das Verarbeitende Gewerbe
Die rheinland-pfälzische Industrie, die im Vergleich zu Deutschland überdurchschnittlich zur gesamten Wertschöpfung beiträgt, leistete einen erheblichen Beitrag zur positiven Wirtschaftsentwicklung. Der Umsatz der Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe mit 50 und mehr Beschäftigten nahm gegenüber den ersten sechs Monaten 2021 in jeweiligen Preisen um 26 Prozent zu (Deutschland: plus 15 Prozent). Die Inlandsumsätze stiegen mit 27 Prozent etwas stärker als die Auslandsumsätze mit 25 Prozent (Deutschland: plus 18 bzw. plus zwölf Prozent).
Die mit Abstand größten Umsatzsteigerungen erzielten die Metallerzeugung und -bearbeitung sowie die Pharmazeutische Industrie mit einem Plus von jeweils 84 Prozent (Deutschland: plus 29 bzw. plus 14 Prozent). Die Chemische Industrie generiert in Rheinland-Pfalz etwa ein Drittel der gesamten Industrieumsätze. Sie verzeichnete im ersten Halbjahr 2022 ein Plus von 30 Prozent (Deutschland: plus 23 Prozent). Auch die Kfz-Industrie erzielte eine kräftige Umsatzsteigerung. Mit plus 25 Prozent fiel der Zuwachs wesentlich höher aus als im Bundesdurchschnitt (plus 4,4 Prozent). Im Maschinenbau nahmen die Erlöse nur um 4,2 Prozent zu. Deutschlandweit belief sich der Anstieg in den ersten sechs Monaten 2022 auf 7,4 Prozent.
Innerhalb des Baugewerbes hat sich vor allem das Ausbaugewerbe im ersten Halbjahr günstig entwickelt. Die Erlöse nahmen in Rheinland-Pfalz gegenüber dem ersten Halbjahr 2021 um 15 Prozent zu (Deutschland: plus 13 Prozent). Im Bauhauptgewerbe stiegen die Umsätze in Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten um 7,8 Prozent (Deutschland: plus 13 Prozent). Wachstumsimpulse kamen aus dem Tiefbau (plus 14 Prozent) und dort insbesondere aus dem sonstigen öffentlichen Tiefbau und dem Straßenbau. Im Hochbau legten die Umsätze in den ersten sechs Monaten dagegen nur um 3,1 Prozent zu. Dort stand einem kräftigen Plus im Wohnungsbau ein deutlicher Rückgang im gewerblichen und industriellen Hochbau gegenüber. Das Baugewerbe trägt rund sechs Prozent zur rheinland-pfälzischen Wertschöpfung bei.
Positive Wachstumsbeiträge auch aus dem Dienstleistungssektor
Auch der Dienstleistungssektor , der knapp zwei Drittel der gesamten Bruttowertschöpfung erwirtschaftet, verzeichnete im ersten Halbjahr 2022 ein Wachstum. Dazu trug unter anderem das Gastgewerbe bei, dessen Umsätze sich nach dem coronabedingten Einbruch preisbereinigt mehr als verdoppelten (plus 124 Prozent; Deutschland: plus 99 Prozent). Im Groß- und Einzelhandel legten die Umsätze nur leicht zu (plus 1,1 bzw. plus 0,7 Prozent; Deutschland: plus 0,5 bzw. plus ein Prozent). Einen Umsatzrückgang musste der Kfz-Handel hinnehmen (minus 4,7 Prozent; Deutschland: minus ein Prozent).
Die Ergebnisse basieren auf der Halbjahresrechnung des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, die sich auf Basisstatistiken des Berichtszeitraumes Januar bis Juni stützt. Für einzelne Dienstleistungsbranchen liegen für die Halbjahresrechnung noch keine länderspezifischen Ergebnisse vor. In diesen Wirtschaftsbereichen werden einheitlich für alle Länder die Entwicklungen in den nationalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) unterstellt. Mit den Veränderungsraten zum Bruttoinlandsprodukt im ersten Halbjahr 2022 gibt der Arbeitskreis turnusgemäß seine erste Einschätzung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in den Ländern bekannt.
Weitere Informationen finden Sie unter www.vgrdl.de.
Autorin: Dr. Annette Tennstedt (Referat VGR, ETR, Arbeitsmarkt)
KORREKTUR: Die im Text sowie in den Grafiken und Tabellen fett hervorgehobenen Werte wurden am 23. September 2022 korrigiert.
Land | Bruttoinlandsprodukt1) | |
---|---|---|
in jeweiligen Preisen | preisbereinigt | |
Veränderung gegenüber dem 1. Halbjahr 2021 in % | ||
Baden-Württemberg | 6,8 | 1,8 |
Bayern | 8,5 | 2,9 |
Berlin | 7,3 | 3,7 |
Brandenburg | 10,2 | 3,1 |
Bremen | 11,1 | 5,0 |
Hamburg | 10,8 | 3,5 |
Hessen | 8,8 | 3,6 |
Mecklenburg-Vorpommern | 13,1 | 5,2 |
Niedersachsen | 7,9 | 1,1 |
Nordrhein-Westfalen | 6,0 | 2,5 |
Rheinland-Pfalz | 13,3 | 6,4 |
Saarland | 8,7 | 3,3 |
Sachsen | 9,0 | 3,0 |
Sachsen-Anhalt | 13,9 | 4,5 |
Schleswig-Holstein | 8,6 | 1,6 |
Thüringen | 8,2 | 1,9 |
Deutschland | 8,2 | 2,8 |
Nachrichtlich: | ||
Westdeutschland (ohne Berlin) | 7,9 | 2,7 |
Ostdeutschland (ohne Berlin) | 10,4 | 3,4 |
1) Das Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen umfasst den Wert aller in einem abgegrenzten Wirtschaftsgebiet produzierten Waren und Dienstleistungen abzüglich der bei der Produktion verbrauchten Güter. Es ist Ausdruck der in einer bestimmten Region erbrachten wirtschaftlichen Leistung in einer Periode. |