| Volkswirtschaft

Rheinland-pfälzische Wirtschaftsleistung sinkt um 4,9 Prozent

Die Wirtschaftsleistung ging in Rheinland-Pfalz 2023 deutlich zurück – allerdings ausgehend von einem sehr hohen Niveau, das in den beiden Jahren zuvor erreicht wurde. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt nahm nach vorläufigen Berechnungen 2023 um 4,9 Prozent ab. Die aktuelle Entwicklung ist stark vom Bereich Forschung und Entwicklung sowie der Pharmazeutischen Industrie geprägt – 2021 hatten diese beiden Bereiche kräftig zu dem Rekordwachstum von zehn Prozent beigetragen.

In jeweiligen Preisen lag die Wirtschaftsleistung 2023 bei 174 Milliarden Euro. Damit hatte Rheinland-Pfalz einen Anteil von 4,2 Prozent am deutschen Bruttoinlandsprodukt. Im Vergleich zu 2022 erhöhte sich das nominale Inlandsprodukt um 2,5 Milliarden Euro bzw. 1,5 Prozent.

Einbruch der Wertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe

Das Verarbeitende Gewerbe , das 2021 einen erheblichen Anteil am Rekordwachstum hatte, trug 2023 kräftig zum Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung bei. Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung nahm um elf Prozent ab (Deutschland: minus 0,3 Prozent). Die Industrie erwirtschaftet in Rheinland-Pfalz 22 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung. Trotz teils kräftiger Preissteigerungen mussten sechs der zehn umsatzstärksten Branchen des Landes zum Teil erhebliche nominale Umsatzeinbußen hinnehmen. Den mit Abstand größten Rückgang wies die Pharmazeutische Industrie auf (minus 44 Prozent), die 2021 und 2022 noch stark von der Impfstoffproduktion profitiert hatte. Auch die Chemische Industrie verzeichnete, wie die meisten energieintensiven Branchen, deutliche Umsatzrückgänge.

Wertschöpfungsrückgang auch in den Dienstleistungsbereichen

Im Dienstleistungssektor sank die Bruttowertschöpfung 2023 um 3,2 Prozent (Deutschland: plus 0,5 Prozent). Der tertiäre Sektor erwirtschaftet in Rheinland-Pfalz 66 Prozent der gesamten Wertschöpfung.

Wie in den beiden Jahren zuvor hatte die Branche Forschung und Entwicklung einen wesentlichen Einfluss auf das Ergebnis der Dienstleistungsbereiche. In den Jahren 2021 und 2022 hatte diese Branche außergewöhnlich hohe Lizenzeinnahmen aus der Impfstoffentwicklung erzielt. Im Jahr 2023 gingen diese Einnahmen jedoch erheblich zurück. Der Bereich Forschung und Entwicklung zählt zum Teilsektor „Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen“, dessen Wertschöpfung infolgedessen um 9,4 Prozent sank (Deutschland: plus 0,6 Prozent).

Auch der kleinste Teilsektor „Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation“ verzeichnete einen Rückgang. Mit einem preisbereinigten Minus von 0,8 Prozent schrumpfte dieser Bereich stärker als im Bundesdurchschnitt (minus 0,2 Prozent). Die Bruttowertschöpfung des Teilsektors „Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung, Gesundheit“ stieg 2023 hingegen um 1,5 Prozent (Deutschland: plus 1,1 Prozent).

Reales Minus im Baugewerbe

Das Baugewerbe litt wie im Jahr zuvor an hohen Baukosten, Fachkräftemangel und schlechteren Finanzierungsbedingungen infolge gestiegener Zinsen. Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung sank um 0,9 Prozent. Damit entwickelte sich der Bereich schlechter als in Deutschland (minus 0,2 Prozent). Auffällig ist der enorme Preisanstieg im Baugewerbe: In jeweiligen Preisen nahm die Wertschöpfung um 16 Prozent zu. Zur Bruttowertschöpfung der Gesamtwirtschaft steuert das Baugewerbe im Vergleich der Wirtschaftsbereiche nur einen geringen Teil bei (6,8 Prozent).

Landwirtschaft mit Plus

Nach kräftiger Schrumpfung 2022 wuchs der Bereich „Land- und Forstwirtschaft, Fischerei“ 2023 wieder. Die Bruttowertschöpfung des primären Sektors stieg um 7,1 Prozent (Deutschland: plus 1,4 Prozent). Im Gegensatz zum Baugewerbe gingen die Preise in der Land- und Forstwirtschaft nach dem massiven Anstieg 2022 im Jahr 2023 wieder zurück: In jeweiligen Preisen nahm die Wertschöpfung um 19 Prozent ab (Deutschland: minus 16 Prozent).

Erwerbstätigkeit steigt

Die Erwerbstätigkeit erhöhte sich 2023 zwar nur leicht um 0,4 Prozent (Deutschland: plus 0,7 Prozent), erreichte damit aber einen neuen Höchststand. Im Jahresdurchschnitt arbeiteten 2,06 Millionen Erwerbstätige in Rheinland-Pfalz.

Das Arbeitsvolumen, also die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden aller Erwerbstätigen, stagnierte 2023 nahezu. Es erhöhte sich nur um 0,1 Prozent auf 2,73 Milliarden Stunden (Deutschland: plus 0,4 Prozent). Dazu trug der hohe Krankenstand bei, der ein Rekordniveau erreichte. Zudem sank die Pro-Kopf-Arbeitszeit unter anderem durch die Verschiebung von Vollzeit- zu Teilzeitbeschäftigung und den Anstieg der marginalen Beschäftigung. Je Erwerbstätigen wurden durchschnittlich 1.325 Stunden geleistet (minus 0,3 Prozent); in Deutschland waren es 1.342 Stunden, also 17 Stunden mehr. Im Ländervergleich ist allerdings zu beachten, dass Rheinland-Pfalz den höchsten Anteil an marginal Beschäftigten aufweist. Auch die Teilzeitquote der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liegt über dem Bundesdurchschnitt.

Arbeitsproduktivität nimmt ab

Aus dem deutlichen Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts und der Stagnation des Arbeitsvolumens ergibt sich eine kräftige Verringerung der preisbereinigten Arbeitsproduktivität (minus fünf Prozent; Deutschland: minus 0,7 Prozent). Je Erwerbstätigenstunde wurden in Rheinland-Pfalz 2023 in jeweiligen Preisen 63,90 Euro erwirtschaftet. In Deutschland war das Bruttoinlandsprodukt je Arbeitsstunde um 2,94 Euro höher.

Analyse „Die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz 2023“

Das Statistische Landesamt beleuchtet das Wirtschaftsjahr 2023 ausführlich in einer Analyse, die als PDF-Datei kostenfrei heruntergeladen werden kann.

Zusammenfassung der Analyse

Download

Präsentation zur Pressekonferenz (28.03.2024)

Methodische Hinweise:

Die Ergebnisse für 2023 basieren auf ersten vorläufigen Berechnungen des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, die sich auf Basisstatistiken des Berichtszeitraumes Januar bis Dezember stüt­zen. Für einzelne Branchen liegen noch keine länderspezifischen Ergebnisse vor. In diesen Wirtschaftszweigen werden einheitlich für alle Länder die Entwicklungen in den nationalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) unterstellt.
Die Ergebnisse sind abgestimmt auf den Berechnungsstand des Statistischen Bundesamtes vom Februar 2024.
Weitere Informationen finden Sie im Internetangebot des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“ unter www.vgrdl.de.

Autorin: Dr. Annette Tennstedt (Referat VGR, ETR, Arbeitsmarkt)

 

Erwerbstätige und geleistete Arbeitsstunden 2023 nach Wirtschaftsbereichen
WirtschaftsbereichErwerbstätigeGeleistete Arbeitsstunden der Erwerbstätigen
Rheinland-PfalzDeutschlandRheinland-PfalzDeutschland
1.000Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %Millionen
Stunden
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei38,0-0,1-0,560,2-0,4-0,1
Produzierendes Gewerbe516,30,10,4743,6-0,5-0,2
produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe386,3-0,20,3545,8-0,9-0,3
darunter verarbeitendes Gewerbe358,9-0,40,2505,0-1,1-0,4
Baugewerbe130,00,90,5197,90,6-0,1
Dienstleistungsbereiche1.504,50,60,91.923,20,30,6
Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation500,31,01,1659,50,60,8
Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen282,00,10,6375,2-0,20,3
öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung, Gesundheit722,30,50,8888,50,30,7
Insgesamt2.058,90,40,72.727,00,10,4

 

Bruttoinlandsprodukt und Bruttowertschöpfung 2023 nach Wirtschaftsbereichen
Bruttoinlandsprodukt
Bruttowertschöpfung
Wirtschaftsbereich
(Wertschöpfungsanteil in Rheinland-Pfalz)
Rheinland-PfalzDeutschland
in jeweiligen Preisenpreisbereinigtin jeweiligen Preisenpreisbereinigt
Millionen EuroVeränderung gegenüber dem Vorjahr in %Millionen EuroVeränderung gegenüber dem Vorjahr in %
Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen 174.2491,5-4,94.121.1606,3-0,3
Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen 159.2242,4-4,73.765.8107,3-0,1
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei(1%)1.645-18,57,129.806-16,41,4
Produzierendes Gewerbe(33,1%)52.7173,0-8,21.157.29811,0-1,5
produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe(26,3%)41.8130,1-9,9923.5089,7-1,8
darunter verarbeitendes Gewerbe(22,2%)35.297-2,9-11,1781.4219,3-0,3
Baugewerbe(6,8%)10.90416,3-0,9233.79016,3-0,2
Dienstleistungsbereiche(65,9%)104.8622,5-3,22.578.7066,10,5
Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation(19,3%)30.7995,5-0,8805.4984,9-0,2
Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen(22,8%)36.305-3,3-9,4947.5867,20,6
öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung, Gesundheit(23,7%)37.7596,31,5825.6226,01,1

 

Erwerbstätige und geleistete Arbeitsstunden 2023 nach Wirtschaftsbereichen
WirtschaftsbereichErwerbstätigeGeleistete Arbeitsstunden der Erwerbstätigen
Rheinland-PfalzDeutschlandRheinland-PfalzDeutschland
1.000Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %Millionen
Stunden
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei38,0-0,1-0,560,2-0,4-0,1
Produzierendes Gewerbe516,30,10,4743,6-0,5-0,2
produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe386,3-0,20,3545,8-0,9-0,3
darunter verarbeitendes Gewerbe358,9-0,40,2505,0-1,1-0,4
Baugewerbe130,00,90,5197,90,6-0,1
Dienstleistungsbereiche1.504,50,60,91.923,20,30,6
Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation500,31,01,1659,50,60,8
Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen282,00,10,6375,2-0,20,3
öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung, Gesundheit722,30,50,8888,50,30,7
Insgesamt2.058,90,40,72.727,00,10,4

Preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt 2023 nach Ländern

Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %

1 Quelle: Eurostat. – 2 Quelle: Bureau of Economic Analysis.

Preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt 2013 bis 2023

Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %

Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen 2023 nach Ländern

Euro je Erwerbstätigenstunde

Teilen

Zurück