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Weniger Insolvenzanträge im ersten Quartal

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Rheinland-Pfalz ist im ersten Quartal 2020 gesunken. Bei den Verbraucherinsolvenzen setzte sich der seit Jahren zu beobachtende Rückgang weiter fort. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes stellten 179 Unternehmen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens, das waren fast sechs Prozent weniger als im ersten Quartal des vorigen Jahres. Die Zahl der Anträge von Verbrauchern lag mit 612 um fünf Prozent unter dem Wert des Vorjahreszeitraums.

Für den Monat März 2020 wurden 61 neu angemeldete Unternehmensinsolvenzen registriert, im März 2019 waren es 60. Die Folgen der Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, die Mitte März begannen, schlagen sich in den Insolvenzzahlen noch nicht nieder (siehe auch Hinweis unten).

 Unternehmensinsolvenzen

Bedingt durch wenige Einzelfälle größerer Unternehmen, die Insolvenz anmelden mussten, vergrößerte sich die Anzahl der in Gefahr geratenen Arbeitsplätze. Die betreffenden Fälle standen nicht im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Insgesamt waren die Arbeitsplätze von 1.865 Beschäftigten betroffen. Dies waren 24 Prozent mehr als im ersten Quartal 2019. Ebenfalls erhöhte sich das Volumen der voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger auf insgesamt fast 140 Millionen Euro. Die damit verbundene Steigerung um 41 Prozent führte zu einem Höchstwert für das erste Quartal seit 2014. Durchschnittlich hatte damit jedes im ersten Quartal 2020 insolvent gewordene Unternehmen zum Zeitpunkt der Stellung des Insolvenzantrags gut 780.600 Euro Schulden. Im ersten Quartal 2019 hatte dieser Wert bei 522.900 Euro gelegen.

Die meisten Insolvenzanträge stellten Unternehmen, deren wirtschaftlicher Schwerpunkt den Wirtschaftsabschnitten „Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ (33 Anträge) und Baugewerbe (30) zuzurechnen ist. Es folgen Unternehmen mit Schwerpunkt im „Verarbeitendes Gewerbe“ (24) und „Gastgewerbe“ (20).

Die Insolvenzhäufigkeit der Unternehmen, definiert als die Anzahl der insolvent gegangenen Unternehmen je 1.000 wirtschaftlich aktive Unternehmen, war in den kreisfreien Städten Landau in der Pfalz und Pirmasens und im Landkreis Vulkaneifel mit Werten von 2,9 und 2,5 bzw. 2,4 am höchsten. Aus der kreisfreien Stadt Frankenthal (Pfalz) sowie den Landkreisen Cochem-Zell und Kusel lagen dem Statistischen Landesamt keine Meldungen vor.

Verbraucherinsolvenzen

Bei den Verbrauchern ergab sich entsprechend dem Rückgang der Anzahl der Fälle auch ein Rückgang der voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger; sie sank um 11,7 Prozent auf gut 25 Millionen Euro. Die durchschnittliche Verschuldung lag mit rund 41.200 Euro gleichfalls niedrigerer als im ersten Quartal 2019, wo sie 44.340 Euro betrug.

Die Insolvenzhäufigkeit bei den Verbrauchern, also die Anzahl der insolvent gewordenen Verbraucher je 10.000 Einwohner, war in der kreisfreien Stadt Pirmasens mit 5,7 mit Abstand am höchsten und im Landkreis Südliche Weinstraße mit 0,4 am niedrigsten.

Die monatliche Insolvenzstatistik gibt Auskunft über das Insolvenzgeschehen und ist damit ein wichtiger konjunktureller Spätindikator. Erhebungsbasis sind die Meldungen der Amtsgerichte über die beantragten Verfahren.
Durch das Gesetz zur Abmilderung der Folgen der Corona-Pandemie im Zivil-, Insolvenz- und Strafverfahrensrecht vom 27. März 2020 wurde die Insolvenzantragspflicht bis vorerst zum 30. September 2020 ausgesetzt. Unternehmen, deren Insolvenzreife auf den Auswirkungen der Corona-Pandemie beruht und die Aussichten darauf haben, eine bestehende Zahlungsunfähigkeit zu beseitigen, sind somit vorerst von der Insolvenzantragspflicht befreit. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass die Anzahl der tatsächlich wirtschaftlich eingetretenen Insolvenzfälle größer ist als die den Amtsgerichten gemeldete und folglich in der Statistik nachgewiesene Anzahl.

Autor: Dr. Dirk Schneider (Referat Steuern, Verwaltungsstatistiken)

Insolvenzen im 1. Quartal 2020 nach Verwaltungsbezirken
Verwaltungsbezirk UnternehmensinsolvenzenVerbraucherinsolvenzen
insgesamtVeränderung gegenüber
2019
je 1.000 UnternehmeninsgesamtVeränderung gegenüber
2019
je 10.000 Einwohner
Kreisfreie Städte
Frankenthal (Pfalz)---901,9
Kaiserslautern4-21,229-172,9
Koblenz721,615-11,3
Landau i. d. Pfalz652,9961,9
Ludwigshafen a. Rh.4-31,02311,4
Mainz10-21,223-41,1
Neustadt a. d. Weinstraße311,31252,3
Pirmasens442,523-195,7
Speyer1-10,5731,4
Trier821,73673,3
Worms401,42633,1
Zweibrücken2-21,89-42,6
Landkreise
Ahrweiler9-41,61911,5
Altenkirchen (Ww.)4-30,91831,4
Alzey-Worms971,711-10,9
Bad Dürkheim831,420-91,5
Bad Kreuznach8-21,31631,0
Bernkastel-Wittlich1-30,216-41,4
Birkenfeld200,61682,0
Cochem-Zell--1-8-21,3
Donnersbergkreis100,41712,3
Eifelkreis Bitburg-Prüm3-40,81431,4
Germersheim601,41270,9
Kaiserslautern200,621102,0
Kusel--3-1982,7
Mainz-Bingen1121,316-120,8
Mayen-Koblenz10-11,33581,6
Neuwied901,22201,2
Rhein-Hunsrück-Kreis420,912-171,2
Rhein-Lahn-Kreis5-11,111-100,9
Rhein-Pfalz-Kreis5-11,01240,8
Südliche Weinstraße1-70,24-70,4
Südwestpfalz611,916-21,7
Trier-Saarburg831,626-121,7
Vulkaneifel622,4831,3
Westerwaldkreis8-41,02251,1
Rheinland-Pfalz1179-111,2612-321,5
kreisfreie Städte5341,4221-202,1
Landkreise126-141,1391-121,3
1 Einschließlich Unternehmen und Verbraucher außerhalb des Bundeslandes und Deutschland.

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