Die kühle Frühjahrswitterung sorgte im Vergleich zu den Vorjahren für eine verzögerte Entwicklung der Bestände. Trockenphasen wie in den vergangenen Jahren haben in diesem Jahr nicht zu Ertragseinbußen im Getreideanbau geführt.
Die Getreidebestände sind im Allgemeinen gut durch den erneut milden Winter gekommen. Aufgrund des außergewöhnlich kühlen Frühjahrs bzw. Frühsommers mit häufigen Nachtfrösten war die Bestandsentwicklung verzögert. Im Vergleich zu den vergangenen drei Trockenjahren führte die reichliche Niederschlagsversorgung ab Mai bei im Großen und Ganzen moderatem Krankheitsbefall zu einer zwar verzögerten aber guten Bestandsentwicklung. In weiten Teilen des Landes verlief die im Vergleich zu den trockenen Vorjahren um knapp zwei Wochen verzögerte Ernte aufgrund der unbeständigen Witterung mit einigen Starkregenereignissen schleppend.
Getreide wurde 2021 auf 202.600 Hektar angebaut, was einer Flächenabnahme um rund drei Prozent im Vergleich zur Vorjahresfläche entspricht. Die wichtigste Getreideart ist Winterweizen , der auf 98.200 Hektar wuchs (plus 4,4 Prozent). Der Hektarertrag ist mit 7,6 Tonnen voraussichtlich gut fünf Prozent höher als der sechsjährige Durchschnitt 2015 bis 2020 von 7,2 Tonnen. Die erwartete Erntemenge liegt bei 747.000 Tonnen. Damit entfällt etwas mehr als die Hälfte der Getreideernte auf Winterweizen.
Wintergerste verzeichnet mit 39.900 Hektar im Vergleich zum Vorjahr eine Reduktion der Anbaufläche um fünf Prozent. Damit ist sie die zweitwichtigste Fruchtart auf dem Ackerland. Der durchschnittliche Ertrag von Wintergerste beträgt – nach 6,4 Tonnen im Vorjahr – 7,1 Tonnen je Hektar und wird das langjährige Mittel um etwa zwei Prozent übertreffen. Die für Wintergerste geschätzte Erntemenge beläuft sich auf 284.100 Tonnen. Das entspricht einem Zuwachs um rund sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr und übertrifft den Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2020 um knapp drei Prozent. Der Anbauumfang der Sommergerste, die vor allem für die Malzherstellung angebaut wird, ist um gut 21 Prozent auf 29.800 Hektar zurückgegangen. Die Corona-bedingte Bierabsatzkrise führte im vergangenen Jahr zu einem Preisverfall bei Braugerste, worauf mit der Anbaureduktion reagiert wurde. Das Ertragsniveau liegt mit sechs Tonnen je Hektar knapp 13 Prozent über dem mehrjährigen Mittel. Es wird eine Gesamterntemenge von rund 179.000 Tonnen erwartet (minus 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).
Nach deutlichen Flächenzuwächsen 2020 ist die Anbaufläche von Winterraps 2021 auf 35.900 Hektar zurückgegangen (minus 4,5 Prozent). Zum Zeitpunkt der Aussaat waren die Böden relativ trocken, die Bestandsetablierung in Folge schwierig, sodass die Bestände teilweise dünn und ungleichmäßig entwickelt in den Winter kamen. Vielerorts konnten die Rapsbestände die Entwicklungsrückstände ab Mitte April durch gute Entwicklung kompensieren. Der Hektarertrag liegt mit 3,4 Tonnen rund sieben Prozent unter dem mehrjährigen Durchschnitt von 3,6 Tonnen (minus 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Die Erntemenge (121.200 Tonnen) wird den langjährigen Durchschnittswert nach den aktuell vorliegenden Zahlen um rund 19 Prozent verfehlen.
Hinweis: Ertragsermittlungen von Futterpflanzen wie Silomais oder Grünland erfolgen erst zu einem späteren Zeitpunkt.
Die Daten stammen aus der Bodennutzungshaupterhebung und der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung. Bei der Besonderen Ernteermittlung wurden bisher 182 der 470 ausgewählten Getreide- und Winterrapsfelder ausgewertet. Da noch nicht alle Proben ausgewertet werden konnten, sind die Ergebnisse noch mit Unsicherheiten behaftet; Veränderungen sind möglich. Aufgrund der dieses Jahr verzögerten Vegetationsentwicklung sind die dargestellten vorläufigen Erträge in besonderem Maße von den tendenziell ertragsstärkeren Frühdruschgebieten geprägt.
Autor: Dr. Pascal Kremer (Referat Landwirtschaft, Weinbau, Umwelt, Energie)