| Soziales

Soziale Mindestsicherung: Rückgang des Leistungsbezugs in 2019

Zum Jahresende 2019 – also noch vor Beginn der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen – erhielten in Rheinland-Pfalz rund 275.600 Menschen Leistungen aus den sozialen Mindestsicherungssystemen. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Bad Ems ist deren Zahl im Vergleich zum Vorjahr um knapp 12.000 Personen bzw. 4,2 Prozent gesunken. Dies ist bereits der vierte Rückgang in Folge, nachdem die Fallzahlen im Zuge der starken Zuwanderung Mitte des vergangenen Jahrzehnts deutlich gestiegen waren.

Die Mindestsicherungsquote, also der Anteil der Bevölkerung, der seinen Lebensunterhalt ganz oder teilweise über Leistungen der sozialen Mindestsicherung bestreitet, ist gegenüber 2018 von 7,0 auf 6,7 Prozent gesunken. Wie in den Vorjahren wies Rheinland-Pfalz damit nach Bayern (4,3 Prozent) und Baden-Württemberg (5,1 Prozent) den drittniedrigsten Wert aller Bundesländer auf. Deutschlandweit bezogen 8,3 Prozent der Bevölkerung Mindestsicherungsleistungen.

Der Bezugskreis sozialer Mindestsicherungsleistungen schrumpfte vor allem aufgrund rückläufiger Fallzahlen bei den  Regelleistungen nach dem SGB II , die rund drei Viertel aller Personen mit Bezug von Mindestsicherungsleistungen ausmachen. Ende 2019 waren rund 208.300 Personen auf staatliche Unterstützungen in Form der sogenannten Hartz-IV-Leistungen angewiesen, rund 11.200 bzw. 5,1 Prozent weniger als im Vorjahr.

Nach einem Höchststand 2015 infolge der starken Zuwanderung nahm zudem die Zahl der Empfängerinnen und Empfänger von  Regelleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz aufgrund des fortschreitenden Abschlusses von Asylverfahren und dem damit einhergehenden Verlust des Leistungsanspruchs weiter ab (minus 700 Personen bzw. 4,3 Prozent).

Die Bezugszahlen der  Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung, der gut 17 Prozent aller Empfängerinnen und Empfänger sozialer Mindestsicherungstransfers zuzurechnen sind, stiegen hingegen gegenüber 2018 um knapp 400 bzw. 0,8 Prozent auf 47.200. Damit setzte sich der seit Jahren – mit wenigen Unterbrechungen – beobachtbare Anstieg mit geringerer Dynamik fort.

Bei regionaler Betrachtung sind zum Teil erhebliche Unterschiede beobachtbar: Während die Mindestsicherungsquote über alle kreisfreien Städte hinweg 10,5 Prozent beträgt, liegt dieser Wert für die Landkreise bei 5,3 Prozent. Die Spannweite reicht dabei von 15,2 Prozent in Pirmasens und 13,7 Prozent in Ludwigshafen bis hin zu 3,6 Prozent in der Südwestpfalz sowie 3,4 Prozent im Landkreis Trier-Saarburg.

Hinweis zu Pressemitteilungen mit Daten vor Corona

Das Statistische Landesamt veröffentlicht jährlich mehr als 200 Pressemitteilungen, die ein umfassendes Bild der Strukturen und Entwicklungen in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft liefern. Die Veröffentlichung der Zahlen erfolgt mit einigem zeitlichen Abstand zum Berichtszeitraum, denn das Einsammeln der Daten und ihre sorgfältige Aufbereitung nach wissenschaftlichen Grundsätzen kosten Zeit. Deshalb wird im Moment auch noch über Strukturen und Entwicklungen berichtet, die vor dem Beginn der Corona-Pandemie liegen. Das scheint in einer Situation, in der sich nahezu alle Lebensbereiche tiefgreifend verändern, befremdlich. Diese Zahlen haben jedoch eine wichtige Funktion; sie bilden die Grundlage für die Bewertung der Auswirkungen von Corona in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft. Deshalb veröffentlicht das Statistische Landesamt Pressemitteilungen mit Vor-Krisen-Ergebnissen.


Die Transferleistungen der sozialen Mindestsicherungssysteme sind finanzielle Hilfen des Staates, die – zum Teil ergänzend zu eventuell vorhandenen anderen Einkünften – zur Sicherung des grundlegenden Lebensunterhalts an leistungsberechtigte Personen ausgezahlt werden. Im Rahmen der „Sozialberichterstattung der amtlichen Statistik“ werden folgende Leistungen zu den Mindestsicherungsleistungen gezählt:
Regelleistungen (ALG II u. Sozialgeld) nach dem SGB II „Grundsicherung für Arbeitsuchende“
Hilfe zum Lebensunterhalt außerhalb von Einrichtungen im Rahmen der „Sozialhilfe“ nach dem SGB XII
• Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung im Rahmen der „Sozialhilfe“ nach dem SGB XII
• Regelleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG)                                                                                                          Quellen: Statistik der Bundesagentur für Arbeit (SGB II) zum Dezember des jeweiligen Jahres sowie amtliche Statistik der Empfänger von Sozialhilfeleistungen (SGB XII) und der Asylbewerberleistungen (AsylbLG) zum Stichtag 31.12.

Weitere Informationen:
Gemeinsames Internetangebot der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder zur Sozialberichterstattung www.amtliche-sozialberichterstattung.de.
Pressemitteilung Nr. 62 (Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung)
Pressemitteilung Nr. 68 (Asylbewerberleistungen)
Pressemitteilung Nr. 111 (Hilfe zum Lebensunterhalt)

Autor: Markus Elz (Referat Soziales, Gesundheit, Rechtspflege)

Empfängerinnen und Empfänger von Leistungen der sozialen Mindestsicherung am Jahresende 2009, 2014, 2018 und 2019
Leistungsart2009201420182019
insgesamtAnteil an InsgesamtVeränderung zu
200920142018
Anzahl%
Mindestsicherungsquote16,96,97,06,7xxxx
Leistungen soziale Mindestsicherung Insgesamt 276.533277.828287.580275.584100,0-0,3-0,8-4,2
 Regelleistungen Grundsicherung für Arbeitssuchende (SGB II) 234.390213.289219.510208.27575,6-11,1-2,4-5,1
davon        
 Arbeitslosengeld II 170.611154.170154.604145.93453,0-14,5-5,3-5,6
Sozialgeld63.77959.11964.90662.34122,6-2,35,5-4,0
Grundsicherung nach dem SGB XII "Sozialhilfe" 34.26542.77646.84547.23917,137,910,40,8
davon        
Grundsicherung bei dauerhaft voller Erwerbsminderung16.31020.59322.60322.9718,340,811,51,6
Grundsicherung im Alter17.95522.18324.24224.2688,835,29,40,1
 Hilfe zum Lebensunterhalt außerhalb von Einrichtungen (SGB XII "Sozialhilfe") 3.3184.9594.6874.2351,527,6-14,6-9,6
 Regelleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz 4.56016.80416.53815.8355,7247,3-5,8-4,3
1 - Anteil der Empfängerinnen und Empfänger von Mindestsicherungsleistungen an der jeweiligen Bevölkerung.
Quellen: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Sozialhilfestatistiken, Asylbewerberleistungsstatistik), Bundesagentur für Arbeit (SGB-II-Statistik).
Empfängerinnen und Empfänger von Leistungen der sozialen Mindestsicherung in Rheinland-Pfalz nach Leistungssystemen am Jahresende 2009 bis 2019
JahrMindestsicherungsquote1Leistungen
 Mindestsicherung
Insgesamt
davon im folgenden Leistungssystem
 Regelleistungen Grundsicherung für Arbeitsuchende nach dem SGB II 2Hilfe zum Lebens-
unterhalt außerhalb von Einrichtungen nach dem SGB XII "Sozialhilfe"
Grundsicherung nach dem SGB XII "Sozialhilfe" Regelleist-ungen nach dem
AsylbLG
InsgesamtdavonInsgesamtdavon
erwerbsfähige Leistungs-
berechtigte
(ALG II)
nicht
erwerbsfähige Leistungs-
berechtigte (Sozialgeld)
bei Erwerbs-minderung im Alter
%Anzahl
20096,9276.533234.390170.61163.7793.31834.26516.31017.9554.560
20106,5261.854217.281161.41755.8643.52635.71917.34218.3775.328
20116,3252.648205.104151.31053.7943.84137.72918.29619.4335.974
20126,4254.218203.850149.40454.4463.97639.54519.14820.3976.847
20136,6264.445208.761151.79056.9714.48641.62619.88621.7409.572
20146,9277.828213.289154.17059.1194.95942.77620.59322.18316.804
20157,8314.446215.749155.29060.4595.08844.13421.43922.69549.475
20167,6310.762230.319165.25465.0655.10943.39421.27722.11731.940
20177,4301.887232.901165.19667.7054.76045.10122.01823.08319.125
20187,0287.580219.510154.60464.9064.68746.84522.60324.24216.538
20196,7275.584208.275145.93462.3414.23547.23922.97124.26815.835
1 - Anteil der Empfängerinnen und Empfänger von Mindestsicherungsleistungen an der jeweiligen Bevölkerung.
2 - Gesamtregelleistung (Arbeitslosengeld II / Sozialgeld) nach dem SGB II "Grundsicherung für Arbeitsuchende" auf Basis des Zähl- und Gültigkeitskonzepts der Statistik der Bundesagentur für Arbeit.
Quellen: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Sozialhilfestatistiken, Asylbewerberleistungsstatistik), Bundesagentur für Arbeit (SGB-II-Statistik).
Empfängerinnen und Empfänger von Leistungen der sozialen Mindestsicherung in Rheinland-Pfalz nach Verwaltungsbezirken und Leistungssystemen am Jahresende 2019
VerwaltungsbezirkMindestsicher-ungsquote1Leistungen
 Mindestsicherung
Insgesamt
davon im folgenden Leistungssystem
 Regelleistungen Grundsicherung für Arbeitsuchende nach dem SGB II 2Hilfe zum Lebens-
unterhalt außerhalb von Einrichtungen nach dem SGB XII "Sozialhilfe"
Grundsicherung nach dem SGB XII "Sozialhilfe" 3 Regelleistungen nach dem AsylbLG 4
%Anzahl
Kreisfreie Städte
Frankenthal (Pfalz)9,14.4393.59855663123
Kaiserslautern13,113.10510.3481942.266297
Koblenz10,411.9039.2271672.149360
Landau i. d. Pfalz7,53.5252.8643652897
Ludwigshafen a. Rh.13,723.57619.7162132.885762
Mainz8,919.41515.5531893.061612
Neustadt a. d. Weinstr.8,24.3593.50334696126
Pirmasens15,26.1194.99685883155
Speyer8,44.2273.30541767114
Trier8,59.5287.2342022.03359
Worms11,09.1657.488721.399206
Zweibrücken8,83.0002.2434763773
Landkreise
Ahrweiler5,26.7475.1221211.161343
Altenkirchen (Ww.)5,57.0995.2561371.260446
Alzey-Worms5,57.1695.4311071.128503
Bad Dürkheim4,86.4284.667701.160531
Bad Kreuznach7,612.0769.4251871.970494
Bernkastel-Wittlich4,44.9333.2131531.233334
Birkenfeld8,16.5295.1001011.138190
Cochem-Zell4,52.7922.00243594153
Donnersbergkreis5,84.3983.196106810286
Eifelkreis Bitburg-Prüm4,03.9292.77468847240
Germersheim5,67.2345.421911.237485
Kaiserslautern6,06.3214.99763844417
Kusel5,94.1153.27147662135
Mainz-Bingen5,210.8888.3702361.744538
Mayen-Koblenz5,712.3248.7812482.528767
Neuwied7,012.8529.7761732.460443
Rhein-Hunsrück-Kreis4,74.8523.576891.026161
Rhein-Lahn-Kreis5,87.0514.7463141.517474
Rhein-Pfalz-Kreis4,36.6745.03163954626
Südliche Weinstraße4,85.2824.05962840321
Südwestpfalz3,63.3672.20553771338
Trier-Saarburg3,45.1013.675102992332
Vulkaneifel4,52.7401.94229647122
Westerwaldkreis4,38.7046.1642371.715588
Rheinland-Pfalz6,7275.584208.2754.23547.23915.835
Kreisfreie Städte10,5112.36190.0751.33512.3793.468
Landkreise5,3159.605118.2002.90034.8268.783
1 - Anteil der Empfängerinnen und Empfänger von Mindestsicherungsleistungen an der jeweiligen Bevölkerung.
2 - Gesamtregelleistung (Arbeitslosengeld II / Sozialgeld) nach dem SGB II "Grundsicherung für Arbeitsuchende" auf Basis des Zähl- und Gültigkeitskonzepts der Statistik der Bundesagentur für Arbeit.
3 - Die Differenz zwischen dem Landesergebnis und der Summe aus Landkreisen und Kreisfreien Städten resultiert aus 34 Personen, die direkt vom Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung gemeldet wurden und nicht den einzelnen Regionen zugeordnet werden können.
4 - Die Differenz zwischen dem Landesergebnis und der Summe aus Landkreisen und Kreisfreien Städten resultiert aus 3584 Personen, die in einer der zentralen Aufnahmeeinrichtungen für Asylbegehrende (AfA) oder deren Nebenstellen untergebracht waren und somit nicht den einzelnen Regionen zugeordnet werden können.
Quellen: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Sozialhilfestatistiken, Asylbewerberleistungsstatistik), Bundesagentur für Arbeit (SGB-II-Statistik).

#Themen

Soziales

Teilen

Zurück