Chemische Industrie als energieintensivste Branche
Die für Rheinland-Pfalz wichtige Chemische Industrie hatte 2023 mit einem Energiebedarf von 41.412 Gigawattstunden mit über 66,2 Prozent den größten Anteil an der Energieverwendung (minus 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Gründe für den Rückgang sind unter anderem eine geringere Produktion und Umstellungen in den Produktionsprozessen, die einen effizienteren Energieeinsatz ermöglichen. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass diese Branche einen beachtlichen Teil der Energieträger nicht energetisch, sondern als Ausgangsstoff für Produkte nutzt (Anteil: 28,6 Prozent). Auf Bundesebene hatte die Chemische Industrie in 2023 einen Verbrauch von 241.727 Gigawattstunden; der rheinland-pfälzische Anteil am Bundesverbrauch der Chemischen Industrie entsprach somit 17,1 Prozent. Auch andere Industriezweige verzeichneten einen sinkenden Energiebedarf: Der Wirtschaftszweig „Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden“ verbrauchte 4.338 Gigawattstunden (minus 14,4 Prozent). In der Branche „Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus“ waren es 4.125 Gigawattstunden (minus 6,2 Prozent). Bei den metallerzeugenden und -bearbeitenden Betrieben in Rheinland-Pfalz lag der Energiebedarf bei 2.153 Gigawattsunden (minus elf Prozent). Bei den Herstellern von Gummi- und Kunststoffwaren sank der Energiebedarf um 8,5 Prozent auf 1.969 Gigawattstunden. In den übrigen industriellen Wirtschaftszweigen wurden 2023 rund 8.525 Gigawattstunden aufgewendet (minus 4,3 Prozent).
Entwicklung der Energieträger: Erdgas bleibt führend
Der gesamte Energieverbrauch der rheinland-pfälzischen Industrie reduzierte sich über die vergangenen zehn Jahre von 89.250 Gigawattstunden in 2013 auf 62.522 Gigawattstunden in 2023 (minus von 30 Prozent). Wichtigster Energieträger ist nach wie vor Erdgas. Über 46 Prozent des Energieverbrauchs (28.912 Gigawattstunden) entfielen 2023 auf diesen Energieträger. Seit 2013 reduzierte sich der Erdgasverbrauch jedoch um 30,7 Prozent (2013: 41.727 Gigawattstunden). Der Verbrauch von Mineralölprodukten fiel seit 2013 um 43,1 Prozent auf 13.920 Gigawattstunden.
Der Bedarf an Strom belief sich 2023 auf 12.233 Gigawattstunden, was einem Anteil von 19,6 Prozent am gesamten Energiebedarf entsprach. Im Vergleich zu 2013 hat sich der Einsatz von Strom als Energieträger um fast 20 Prozent verringert (2013: 14.924 Gigawattstunden). Rund 45 Prozent der Stromerzeugung stammt aus eigenen Kraftwerken bzw. Anlagen. Gegenüber dem Vorjahr war das ein Rückgang von 11,4 Prozent.
Die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energieträgern, wie Photovoltaik, Windenergie und Biomasse, gewinnt auch für die Industrie an Bedeutung. Sie hat sich in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt und erreichte 246 Gigawattstunden. Der Anteil am Gesamtbedarf der Industrie an Strom betrug 4,5 Prozent.
1 Gigawattstunde (GWh) = 1 Million Kilowattstunden (kWh)
1 Gigawattstunde = 3,6 Terrajoule (TJ) = 3.600 Gigajoule (GJ)
Methodische Hinweise
Die Daten stammen aus der Jahreserhebung über die Energieverwendung der Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes sowie des Bergbaus und der Gewinnung von Steinen und Erden. Befragt wurden rund 2.200 Einheiten. Der Umsatz stammt aus den regelmäßig stattfindenden Erhebungen im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und der Gewinnung von Steinen und Erden. Der Berichtskreis umfasst Betriebe dieses Wirtschaftsbereichs mit 20 und mehr Beschäftigten sowie alle produzierenden Betriebe von Mehrbetriebsunternehmen des produzierenden Gewerbes mit 20 und mehr Beschäftigten, unabhängig von der Beschäftigtenzahl des jeweiligen Betriebs.
Die Erhebung erfasst alle Formen der Energieverwendung, wie Einsatzenergie (z. B. zur Elektrizitäts- und Wärmeerzeugung) sowie die nichtenergetische Verwendung (z. B. als Rohstoff für chemische Prozesse). Soweit Energieträger als Brennstoffe zur Stromerzeugung in eigenen Anlagen der Betriebe eingesetzt werden, enthält der Gesamtenergieverbrauch Doppelzählungen (Energiegehalt der eingesetzten Brennstoffe und des erzeugten und selbst verbrauchten Stroms).
Autorinnen: Petra Spreitzer und Tina Lortz-Schremb (Referat Landwirtschaft, Weinbau, Umwelt, Energie)