Vergleichsweise viel Erdgas wird in Rheinland-Pfalz für sogenannte nicht-energetische Zwecke benötigt, insbesondere als Grundstoff in der für die rheinland-pfälzische Wirtschaft sehr bedeutenden Chemischen Industrie (Anteil am Gesamtumsatz der Industrie 2019: 29 Prozent). Der Anteil des nicht-energetischen Verbrauchs am gesamten Erdgasverbrauch belief sich 2019 auf 16 Prozent (Deutschland: 4,5 Prozent). Das nach Deutschland importierte Erdgas stammt zu einem erheblichen Teil aus Russland; darüber hinaus liefern Norwegen und die Niederlande große Mengen. Die Erdgasgewinnung in Deutschland trägt kaum zur Deckung des Primärenergieverbrauchs bei (Anteil 2019: sechs Prozent).
Erdgas spielt unter anderem für die Stromerzeugung eine bedeutende Rolle. In Rheinland-Pfalz ist Erdgas sogar der Hauptenergieträger bei der Stromproduktion. Der Anteil lag 2019 bei 45 Prozent, in Deutschland dagegen nur bei 15 Prozent. Die erneuerbaren Energieträger wie Windkraft und Fotovoltaik kamen 2019 zusammen auf 51 Prozent (Deutschland: 40 Prozent). Für die Stromproduktion in Deutschland sind im Gegensatz zu Rheinland-Pfalz zudem Kohle und Kernkraft von Bedeutung (29 bzw. 12 Prozent). Die rheinland-pfälzische Stromerzeugung reichte 2019, um etwa 75 Prozent des eigenen Bedarfs zu decken.
Um den Energieverbrauch in einer Volkswirtschaft umfassend darzustellen, werden Energiebilanzen erstellt. Eine Energiebilanz zeigt das Aufkommen, die Umwandlung und die Verwendung von Energie nach Energieträgerarten und Verbrauchssektoren für ein Wirtschaftsgebiet und einen bestimmten Zeitraum. Die wichtigsten Berechnungsgrößen der Energiebilanz sind der Primärenergieverbrauch und der Endenergieverbrauch des Landes. Bei der Primärenergie handelt es sich um das gesamte Energieaufkommen aus Importen und aus der eigenen Energiegewinnung im Inland abzüglich der Energielieferungen an andere Länder. Nach den Umwandlungsprozessen (z. B. in Verbrennungs¬kraftwerken) und dem nicht-energetischen Verbrauch (z. B. in der Chemischen Industrie) ergibt sich die für die Verbraucher verwertbare Endenergie (z. B. in Form von Heizöl, Strom, Benzin). Der Endenergieverbrauch umfasst also die Energiemenge, die den Energieverbrauchern nach den Umwandlungsprozessen zur Verfügung steht. Letztlich werden z. B. Strom oder Gas in Licht bzw. Wärme umgewandelt (sogenannte Nutzenergie).
In Rheinland-Pfalz erstellt das Statistische Landesamt jährlich die Energiebilanz des Landes im Auftrag des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität (MKUEM). Für die Energiebilanz wird eine Vielzahl amtlicher und nichtamtlicher Daten (z. B. Verbandsdaten) in einem Gesamtrechenwerk verarbeitet. Für Teilbereiche sind Schätzungen notwendig. Die endgültigen Ergebnisse zu den Energiebilanzen der Bundesländer liegen frühestens 18 Monate nach Ende des Berichtsjahres vor.
Die Angaben für Deutschland stammen von der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen:
https://ag-energiebilanzen.de/.
Für weitere Informationen zu Rheinland-Pfalz siehe:
http://www.statistik.rlp.de/de/wirtschaftsbereiche/energie/zeitreihen-land/ und
http://www.lak-energiebilanzen.de/.
Autorin: Dr. Ninja M. Lehnert