Die Getreidebestände sind im Allgemeinen gut durch den extrem milden Winter gekommen. Aufgrund der überdurchschnittlichen Temperaturen startete das Pflanzenwachstum ähnlich wie im Vorjahr bereits im März. Die hohen Temperaturen und Sonnenstunden begünstigten das Wachstum und führten zu einer guten Vegetationsentwicklung. Die seit April im Landesmittel unterdurchschnittlichen, häufig gewittrigen Niederschläge verteilten sich sehr unterschiedlich, was sich in heterogenen Ernteergebnissen zeigt. Im Juni sorgten die im Vergleich zu den drei Vorjahren höheren Niederschlagsmengen vielerorts für bessere Bedingungen während der Kornfüllungsphase. Die Monate Mai bis Juli waren im Vergleich zum langjährigen Mittel erneut deutlich zu warm, wiesen im Vergleich zum Vorjahr jedoch moderatere Temperaturen auf.
Getreide wurde 2020 auf 225.400 Hektar angebaut, was einer Flächenabnahme um knapp drei Prozent im Vergleich zur Vorjahresfläche entspricht. Die wichtigste Getreideart ist Winterweizen , der auf 96.700 Hektar wuchs (minus 7,2 Prozent). Der Hektarertrag ist mit 7,8 Tonnen voraussichtlich knapp neun Prozent höher als der sechsjährige Durchschnitt 2014 bis 2019 von 7,1 Tonnen. Die erwartete Erntemenge liegt bei 752.400 Tonnen. Damit entfällt etwas mehr als die Hälfte der Getreideernte auf Winterweizen.
Wintergerste verzeichnet mit 41.700 Hektar im Vergleich zum Vorjahr eine Reduktion der Anbaufläche um ein Prozent. Damit ist sie die zweitwichtigste Fruchtart auf dem Ackerland. Der durchschnittliche Ertrag von Wintergerste beträgt – nach 7,8 Tonnen im Vorjahr – 6,4 Tonnen je Hektar und wird das langjährige Mittel um knapp acht Prozent verfehlen. Die für Wintergerste geschätzte Erntemenge beläuft sich auf 267.700 Tonnen. Das entspricht einem Rückgang um rund 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und erreicht nahezu den Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2019. Sommergerste (40.600 Hektar) liegt mit 5,8 Tonnen je Hektar knapp acht Prozent über dem mehrjährigen Mittel. Da zugleich auf einer größeren Fläche angebaut wurde, wuchs die Erntemenge im Vergleich zum mehrjährigen Mittel um 14 Prozent auf 234.600 Tonnen.
Nach deutlichem Rückgang 2019 ist die Anbaufläche von Winterraps 2020 auf 38.100 Hektar angestiegen (plus 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Zum Zeitpunkt der Aussaat waren die Böden ausgetrocknet, sodass die Landwirte nicht zum Anbauumfang aus 2018 zurückkehrten. Auch im abgelaufenen Erntejahr sind Bestände lückenhaft aufgelaufen, die später umgebrochen wurden. Der Hektarertrag liegt mit vier Tonnen rund acht Prozent über dem mehrjährigen Durchschnitt von 3,7 Tonnen. Die Erntemenge (151.400 Tonnen) wird den langjährigen Durchschnittswert nach den aktuell vorliegenden Zahlen um rund vier Prozent verfehlen, im Vergleich zum relativ schwachen Rapsjahr 2019 aber um rund 24 Prozent ansteigen.
Hinweis: Ertragsermittlungen von Futterpflanzen wie Silomais oder Grünland erfolgen erst zu einem späteren Zeitpunkt.
Die Daten stammen aus der Bodennutzungshaupterhebung, der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung sowie der Ernte- und Betriebsberichterstattung. Bei der Besonderen Ernteermittlung wurden bisher 386 der 470 ausgewählten Getreide- und Winterrapsfelder ausgewertet. Im Rahmen der Ernte- und Betriebsberichterstattung berichten rund 260 Landwirte regelmäßig über die Wachstumsbedingungen und die Erträge von Feldfrüchten. Da noch nicht alle Proben ausgewertet werden konnten, sind die Ergebnisse noch mit Unsicherheiten behaftet; Veränderungen sind möglich.
Autor: Dr. Pascal Kremer (Referat Landwirtschaft, Weinbau, Umwelt, Energie)